Lexikon der Ernährung: Harnstoff
Harnstoff, Carbamid, H2N-CO-NH2, Eurea, carbamide, das Diamid der Kohlensäure. H. wird bei Säugetieren als Abbauprodukt der Ammoniakentgiftung über den Harnstoff-Zyklus gebildet (Ureotelie). Zusammen mit Kreatinin und Ammoniak trägt H. quantitativ zur Ausscheidung des bei Oxidation von Aminosäuren anfallenden Stickstoffs bei, wofür er durch gute Löslichkeit bei (besonders im Vergleich zu Ammoniak bzw. Ammonium) geringer Toxizität gut geeignet ist (vgl. Blutharnstoff). H. wird in der Leber gebildet, über das Blut in die Nieren abgegeben und mit dem Harn ausgeschieden; ein Teil gelangt in den Darmtrakt und wird dort mikrobiell zu NH3 und CO2 gespalten. Ausgangsstoffe sind Bicarbonat (HCO3–), Ammoniak (NH3) und Aspartat (Harnstoff-Zyklus). Die H.-Synthese ist eine energieverbrauchende Reaktion. Die Synthesemenge ist beim Gesunden abhängig von der Proteinaufnahme; beim Erwachsenen mit ausgewogener Mischkost liegt sie bei 25–30 g / d. Die H.-Produktion ist erniedrigt im Hungerzustand, bei Lebererkrankungen und bei einigen erblichen Stoffwechselerkrankungen (Harnstoff-Zyklusdefekte); Niereninsuffizienz behindert die Ausscheidung, vermehrter Proteinabbau (Katabolie) führt zu vermehrtem H.-Anfall.
H. wurde erstmals von dem deutschen Chemiker Friedrich Wöhler (1800–1882) synthetisiert. Er dient als Düngemittel und als Zusatz zum Kraftfutter für Wiederkäuer; die Pansen-Mikroorganismen verstoffwechseln H. Knapp die Hälfte des Nichtprotein-Stickstoffs der Kuhmilch stammt aus H.
Lebensmitteltechnologische Bedeutung: Harnstoff (E 927 b) ist ein Stabilisator und ein Geschmacksverstärker für zuckerfreien Kaugummi.
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