Lexikon der Ernährung: Histologie
Histologie, Gewebelehre, E histology, von gr. histos, Gewebe und logos, Lehre, die Wissenschaft und Lehre vom mikroskopischen Aufbau tierischen und pflanzlichen Gewebes. Die H. befasst sich mit dem Aufbau und der Funktion von Geweben auf der Grundlage der Zytologie (Zellenlehre). Zusammen mit dieser bildet sie das Fachgebiet der „mikroskopischen Anatomie“.
Das Arbeitsgebiet der H. am menschlichen und tierischen Organismus befasst sich zum größten Teil mit den fünf Grundgewebearten, dem Epithelgewebe, dem Bindegewebe mit Knochen, Knorpel und anderen Stützstrukturen, dem Muskelgewebe, dem Nervengewebe und der flüssigen Gewebe von Blut und Lymphe. Alle diese Gewebearten stellen Verbände ähnlich spezialisierter Zellen dar und bilden in wechselnder Zusammensetzung die Organe des Körpers.
Die H. bedient sich verschiedener Methoden der Licht- und Elektronenmikroskopie. Die zu untersuchenden Gewebe können als Lebend- (z. B. Blutausstriche) oder als Dauerpräparate (meist feinste fixierte Gewebescheibchen) beobachtet werden. Um die Gewebsstrukturen besser unterscheiden zu können, werden die Präparate durch differenzielles Anfärben kontrastiert. Weiter werden Methoden der Histochemie angewendet. Besonders nützlich waren die histochemischen Methoden bei der Untersuchung der Enzyme am lebenden Material. Weitere histochemische Methoden sind die Markierung verschiedener Gewebsanteile mit Antikörpern (Immunhistochemie) und deren radioaktive Markierung (Autoradiographie), die Immunfluoreszenz-Analyse mit Hilfe von Fluorochromen, die Kontrastierung mit bestimmten Metallen oder Metallverbindungen, die Mikroverbrennung, bei der organisches Material zerstört wird und die mineralichen Bestandteile zurückbleiben, sowie die Spektrometrie. Mit modernen Röntgenverfahren kann man heute räumliche Bilder von inneren Organen anfertigen, die durch ein strahlenundurchlässiges Kontrastmittel sichtbar gemacht werden, oder kann Schichtbilder von Teilen des menschlichen Körpers herstellen (Computertomographie, CT). Andere Techniken aus jüngerer Zeit sind die Ultraschalldarstellung des weichen Gewebes und die Anwendung der Kernspinresonanz in Forschung und Diagnose. Eine weitere Forschungsmethode ist die Zell- oder Gewebekultur, d. h. die Zucht von Zellen und Geweben außerhalb des Organismus. Sie ermöglicht, Einzelzellen oder Zellgruppen zu isolieren und an ihnen die Vorgänge von Wachstum, Vermehrung und Differenzierung unmittelbar zu beobachten.
Die H. findet ihre Anwendung z. B. bei der medizinischen Diagnostik mittels Biopsie sowie bei der Autopsie bei der Gewebeveränderungen die Todesursache aufschlüsseln. In der Lebensmittelkontrolle findet die H. z. B. in der Fleischbeschau auf den Schlachthöfen ihre Anwendung. Auch ernährungsphysiologische Fragestellungen können mit histologischen Untersuchungen bearbeitet werden.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.