Lexikon der Ernährung: Individualpsychologie
Individualpsychologie, von Alfred Adler (1920) begründete Richtung der Tiefenpsychologie, die die Fokussierung auf die Befriedigung sexueller Triebe (Psychoanalyse) ablehnt und soziale Aspekte der Persönlichkeit in den Mittelpunkt stellt. Die I. geht von einem grundlegenden Minderwertigkeitsgefühl des Menschen aus, das in frühester Kindheit z. B. durch Hilflosigkeit und Entmutigungen entsteht. Der Mensch strebt nach sozialer Anerkennung und Ausgleich der Minderwertigkeitskomplexe (Streben nach Geltung, Macht, Erfolg).
Die Entstehung von Essstörungen (v. a. Anorexia nervosa) wird in der I. als Überkompensation des Minderwertigkeitskomplexes angesehen. Durch die Essstörung wird ein großer Druck auf die Umgebung (Familie, Arzt) ausgeübt, die Patientin steht im Mittelpunkt, ihr Wille dominiert und sie besitzt dadurch eine hohe Machtposition. Sie verfolgt mit ihrer Krankheit das Ziel, über alle zu herrschen, und verhindert die Übernahme der Frauenrolle. Wichtige Schritte in der Individualtherapie sind die Lebensstilanalyse (Untersuchung von Zielen und Motiven in der Kindheit, Beziehungen innerhalb der Familie), die Einsicht in Probleme, die als Grundlage für Persönlichkeitsveränderungen dient, sowie die Einübung von neuem Verhalten.
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