Lexikon der Ernährung: Jodmangelkropf
Jodmangelkropf, Jodmangelstruma, endemischer Kropf, Egoitre (US-amerikanisch goiter) struma, Vergrößerung der Schilddrüse (gesamtes Organ oder von Teilen) als Folge chronischen Jodmangels. Die normale Schilddrüse ist etwa so groß wie das Daumenglied des Untersuchten, und der Jodgehalt der Schilddrüse beträgt bei ausreichender Versorgung 700–900 µg / g Gewebe). Bei Absinken auf Werte von weniger als 300 µg Jod / g Gewebe kommt es infolge von Autoregulationsmechanismen zur kompensatorischen Zunahme von Schilddrüsengewebe.
Der J. kann bei normaler Schilddrüsenfunktion (Euthyreose), bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und -überfunktion (Hyperthyreodismus) vorliegen. Ein ausgeprägter J. kann Schluck- und Atembeschwerden auslösen. In Jodmangelgebieten tritt der J. endemisch auf, 50 % der J. entwickelt sich bis zum 20. Lebensjahr, weitere 20 % bis zum 30. Lebensjahr. Bei Frauen entsteht ein J. vornehmlich in Phasen erhöhten Hormonbedarfs (Pubertät, Schwangerschaft, Stillzeit). In Deutschland haben mehr als die Hälfte der Jugendlichen, und insgesamt etwa 35–45 % der Frauen und 25 % der Männer eine vergrößerte Schilddrüse. Ein ausgeprägter Jodmangel oder eine Hypothyreose der Schwangeren löst bereits beim Feten eine Kropfbildung aus. Etwa jedes 5. Neugeborene in Deutschland hat eine vergrößerte Schilddrüse, etwa 1 % werden mit einem J. geboren (Struma neonatorum).
Der J. erfordert ärztliche Behandlung und eine Substitution von Schilddrüsenhormonen (Thyroxin) ggf. in Kombination mit Jodid. Bei Heranwachsenden ist der J. dadurch in gewissem Umfang reversibel. Bei länger bestehendem J. können knotige Veränderungen des Schilddrüsengewebes auftreten. Aktive, heiße Knoten sind Schilddrüsenbezirke mit autonomer, d. h. unkontrollierter Hormonbildung. Heiße Knoten sind häufig Ursache von Hyperthyreosen. Die symptomatische Behandlung kann in der Gabe von Thyreostatika (Hemmung der Hormonbildung autonomer Bezirke) bestehen, die kausale in einer Radiojodtherapie oder Operation zur Verkleinerung der Schilddrüse. Inaktive, kalte Knoten sind Bezirke, in denen keine Hormonbildung mehr stattfindet. Aus kalten Knoten können sich bösartige Tumore entwickeln (ca. 3–5 % der Fälle). Die Schilddrüsendiagnostik erfolgt mittels Tastbefund, Blutuntersuchung, Sonographie (Volumen, gewebliche Darstellung) und / oder Szintigraphie (funktionelle, morphologische Darstellung des Schilddrüsengewebes).
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