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Lexikon der Ernährung: Käse

Käse, Echeese, nach der Käseverordnung frisch oder in verschiedenen Graden der Reife befindliche Erzeugnisse, die aus dickgelegter Käsereimilch hergestellt sind.
Als K. gelten weiterhin: 1) Erzeugnisse, die aus Süßmolke oder Sauermolke durch Entzug von Wasser, auch unter Zusatz von Milch, Sahne, Molkensahne, Butter, Butterschmalz, Schaf-, Ziegen- oder Büffelmilch hergestellt werden (Molkenkäse), 2) Erzeugnisse, die aus Sauermilch hergestellt sind (Sauermilchkäse), 3) Erzeugnisse, die durch Behandlung der Bruchmasse mit heißem Wasser, heißem Salzwasser oder heißer Molke und durch Kneten, Ziehen der plastischen Masse zu Bändern oder Strängen und Formen hergestellt sind (Pasta filata Käse). Schmelzkäse sind nach der Käse-Verordnung Erzeugnisse, die durch Schmelzen unter Anwendung von Wärme, auch unter Verwendung von Schmelzsalzen hergestellt sind.
Käse wird in verschiedene Fettgehaltsstufen eingeteilt (Tab. 1).
K., die unter der Bezeichnung „light“, „leicht“ oder „lite“ angeboten werden, dürfen maximal 32,5 % F.i.Tr. enthalten, Frischkäse nur 12,5 % F.i.Tr.
Käse (außer Molkenkäse und Pasta filata Käse) wird außerdem nach dem Wassergehalt in der fettfreien Käsemasse (Wff-Gehalt) gruppiert (Tab. 2).
Als Rohstoff für die Käseherstellung diente früher ausschließlich Rohmilch von Kuh, Schaf, Büffel oder Ziege. Heute werden, entsprechend der Definitionen der Käse-Verordnung (s. o.) auch andere Rohstoffe verwendet. Die Milch für Weichkäse, Frischkäse und Sauermilchquark muss pasteurisiert werden, die anderen Käsearten dürfen auch aus Rohmilch hergestellt werden (Rohmilchsorten sollten bei geschwächtem Immunsystem nicht verzehrt werden, Listeriose). Die sog. Dicklegung der Milch ist ein klassiches biotechnologisches Verfahren (Biotechnologie) und erfolgt durch Zugabe von Milchsäurebakterien (Säuregerinnung) oder Zugabe von natürlichem oder gentechnisch erzeugtem Chymosin (= Lab, Labgerinnung). Meist wird beides in unterschiedlichem Umfang eingesetzt. Zusätzlich können bestimmte, für die Käseart charakteristische Spezialkulturen eingesetzt werden. Die Milchsäure senkt den pH-Wert auf 4,4–4,6 und lässt dadurch das Lab gerinnen. Dies kann durch Zentrifugieren oder Sieben von der Molke getrennt werden. Der entstandene Quark kommt als Frischkäse in den Handel oder wird zu Sauermilchkäse verarbeitet. Bei der Gerinnung mit Lab (Enzym aus dem Kälbermagen) entsteht eine gallertartige Masse, die mit der sog. Käseharfe in Stücke (Bruch, Käsebruch) geschnitten wird. Je feiner der Bruch, umso fester wird der Käse. Der Bruch wird von der Molke getrennt, in Formen gefüllt und meist gepresst. Nach dem Pressen wird der Käse im Salzbad gesalzen (Salzgehalt 14–23 %, Dauer von 1 Stunde bei Camembert bis hin zu vier oder mehr Tagen bei Hartkäse). Anschließend erfolgt die Käsereifung im Reifungskeller. Dazu kann der Käse mit Reifungskulturen oberflächenbehandelt (z. B. Camembert) oder geimpft (z. B. Blauschimmelkäse) werden (Tab. 3). Die Reifung dient der Bildung der Konsistenz und des Aromas. Sie läuft in zwei Phasen ab: 1. Abbau des Milchzuckers zu Milchsäure und 2. Eiweißabbau (Umwandlung in den glatten, geschmeidigen Teig, Aromabildung), Fetthydrolyse (Aromabildung) und Abbau der Milchsäure (z. B. zu Propionsäure, Essigsäure, Kohlendioxid).
Der Reifungsprozess kann mehrere Tage bis Monate dauern. Von großer Bedeutung für die Reifung sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit (abhängig von der Käseart). Die Oberfläche von Käse kann mit Paraffin, Kunststoff und Wachs überzogen werden. Sie darf außerdem mit Natamycin, einem Antibiotikum, behandelt werden (Kennzeichnungspflicht). Enzymmodifizierter Käse.
Käse ist ein nährstoffreiches Lebensmittel. Durch den Wasserentzug (Molke) ist der Gehalt an Nährstoffen aus der Milch stark konzentriert. Käse enthält biologisch hochwertiges Protein und je nach Fettgehaltsstufe mehr oder weniger Fett. Labkäse sind calciumreich, da das Calcium überwiegend im Bruch bleibt, während es bei der Milchsäuregerinnung in die Molke übergeht. Käse gehört zu den kochsalzreichen Lebensmittel. Der Gehalt schwankt stark in Abhängigkeit von der Sorte. Weiterhin liefert K. fettlösliche Vitamine (abhängig von der Fettgehaltsstufe) und wasserlösliche B-Vitamine. Auch der Cholesteringehalt schwankt in Abhängigkeit vom Fettgehalt und ist bei Personen mit Hypercholesterinämie zu beachten (Tab. 4). Negativ ist auch der Gehalt an biogenen Aminen (z. B. Tyramin, Phenylethylamin, Histamin) zu bewerten, der beim Proteinabbau während der Käsereifung entsteht und mit zunehmender Reifungsdauer steigt. Käse kann außerdem Kaliumnitrat zugesetzt werden, das die Spätblähung (mikrobiologischer Fehler) bei Schnitt- und Hartkäse verhindern soll.
Verpackter Käse muss ausreichend gekennzeichnet werden. Folgende Kennzeichnungselemente müssen enthalten sein: Verkehrsbezeichnung, Fettgehalt oder Fettgehaltsstufe, Verzeichnis der Zutaten und Zusatzstoffe, Milchart, wenn keine Kuhmilch verwendet wurde, Hinweis auf Kunststoffüberzug, Name und Anschrift des Herstellers, Gewicht, Preis und Mindesthaltbarkeitsdatum.
Die Produktion von Käse liegt in Deutschland bei 1,6 Mio. t (1997). Deutschland ist sowohl wichtiges Käseexport- als auch Importland (v. a. aus den Niederlanden). Der Käseverbrauch ist innerhalb der letzten 20 Jahre von ca. 9 kg auf ca. 20,7 kg pro Person und Jahr gestiegen. Er zeigt weiter ansteigende Tendenz. Käsezubereitung.

Käse: Tab. 1. Fettgehaltsstufen.

BezeichnungFettgehalt [%] in der Trockenmasse (F.i.Tr.)
Doppelrahmstufe60–87 
Rahmstufemind. 50 
Vollfettstufemind. 45
Fettstufemind. 40 
Dreiviertelfettstufemind. 30 
Halbfettstufemind. 20 
Viertelfettstufemind. 10
Magerstufeweniger als 10 

Käse: Tab. 2. Gruppierung nach dem Wassergehalt in der fettfreien Käsemasse (Wff-Gehalt).

BezeichnungWff-Gehalt
Hartkäse              < 56 %
Schnittkäse            54–63 %
halbfester Schnittkäse            61–69 %
Sauermilchkäse            60–73 %
Weichkäse              > 67 %
Frischkäse              > 73 %

Käse: Tab. 3. Reifekulturen (Beispiele).

bakterielle Reifekulturen
Milchsäurebakterienz. B. Speisequark, Frischkäse, Mainzer Käse
Propionsäurebildnerz. B. Emmentaler, Appenzeller
Gelb- und Rotschmierekulturen (z. B. Brevibacterium)z. B. Münster, Romadur
Schimmelpilzkulturen
Penicillium camembertiz. B. Camembert, Brie
Penicillium roquefortiz. B. Roquefort, Gorgonzola

Käse: Tab. 4. Zusammensetzung.

Lebensmittel(100g, roh)Energie [kcal]Eiweiß [g]Fett
[g]
Chole-
sterin
[mg]
Na
[mg]
Ca
[mg]
Phosphat [mg]Vit. A [µg]Carotinoide [µg]Vit. B2 [mg]
Blauschimmelkäse (50% F .i. Tr.)       357     22,9    29,5        69     850     700     500      330      180     0,43
Camembert
(70 % F. i. Tr.)
       413     13,2    40,0      112     700     250     200      440      240     0,35
Doppelrahmfrischkäse       341     11,3    31,5      103     375       80     135      300      150     0,23
Edamer,
(30 % F. i. Tr.)
       251     26,4    16,2        37     800      800     570      198        87     0,35
Greyerzer
(45 % F. i. Tr.)
       412     29,8    32,3        85     335   1.000     605      330      180     0,30
Magerquark         68     13,5      0,2          1      0,8       92     160          2          1     0,30
Mozzarella       255     19,9    16,1        45     520      450     350      220      120     0,27
Schmelzkäse
(45 % F. i. Tr.)
       296     20,0    24,0        55   1300      600     800      260      140     0,38
  • Die Autoren

Albus, Christian, Dr., Köln
Alexy, Ute, Dr., Witten
Anastassiades, Alkistis, Ravensburg
Biesalski, Hans Konrad, Prof. Dr., Stuttgart-Hohenheim
Brombach, Christine, Dr., Gießen
Bub, Achim, Dr., Karlsruhe
Daniel, Hannelore, Prof. Dr., Weihenstephan
Dorn, Prof. Dr., Jena
Empen, Klaus, Dr., München
Falkenburg, Patricia, Dr., Pulheim
Finkewirth-Zoller, Uta, Kerpen-Buir
Fresemann, Anne Georga, Dr., Biebertal-Frankenbach
Frenz, Renate, Ratingen
Gehrmann-Gödde, Susanne, Bonn
Geiss, Christian, Dr., München
Glei, Michael, Dr., Jena (auch BA)
Greiner, Ralf, Dr., Karlsruhe
Heine, Willi, Prof. Dr., Rostock
Hiller, Karl, Prof. Dr., Berlin (BA)
Jäger, Lothar, Prof. Dr., Jena
Just, Margit, Wolfenbüttel
Kersting, Mathilde, Dr., Dortmund
Kirchner, Vanessa, Reiskirchen
Kluthe, Bertil, Dr., Bad Rippoldsau
Kohlenberg-Müller, Kathrin, Prof. Dr., Fulda
Kohnhorst, Marie-Luise, Bonn
Köpp, Werner, Dr., Berlin
Krück, Elke, Gießen
Kulzer, Bernd, Bad Mergentheim
Küpper, Claudia, Dr., Köln
Laubach, Ester, Dr., München
Lehmkühler, Stephanie, Gießen
Leitzmann, Claus, Prof. Dr., Gießen
Leonhäuser, Ingrid-Ute, Prof. Dr., Gießen
Lück, Erich, Dr., Bad Soden am Taunus
Lutz, Thomas A., Dr., Zürich
Maid-Kohnert, Udo, Dr., Pohlheim
Maier, Hans Gerhard, Prof. Dr., Braunschweig
Matheis, Günter, Dr., Holzminden (auch BA)
Moch, Klaus-Jürgen, Dr., Gießen
Neuß, Britta, Erftstadt
Niedenthal, Renate, Hannover
Noack, Rudolf, Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke
Oberritter, Helmut, Dr., Bonn
Öhrig, Edith, Dr., München
Otto, Carsten, Dr., München
Parhofer, K., Dr., München
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Pfau, Cornelie, Dr., Karlsruhe
Pfitzner, Inka, Stuttgart-Hohenheim
Pool-Zobel, Beatrice, Prof. Dr., Jena
Raatz, Ulrich, Prof. Dr., Düsseldorf
Rauh, Michael, Bad Rippoldsau
Rebscher, Kerstin, Karlsruhe
Roser, Silvia, Karlsruhe
Schek, Alexandra, Dr., Gießen
Schemann, Michael, Prof. Dr., Hannover (auch BA)
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Stangl, Gabriele, Dr. Dr., Weihenstephan
Stehle, Peter, Prof. Dr., Bonn
Stein, Jürgen, Prof. Dr. Dr., Frankfurt
Steinmüller, Rolf, Dr., Biebertal
Stremmel, Helga, Bad Rippoldsau
Ulbricht, Gottfried, Dr., Potsdam-Rehbrücke
Vieths, Stephan, Dr., Langen
Wächtershäuser, Astrid, Frankfurt
Wahrburg, Ursel, Prof. Dr., Münster
Weiß, Claudia, Karlsruhe
Wienken, Elisabeth, Neuss
Wisker, Elisabeth, Dr., Kiel
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Zunft, Hans-Joachim F., Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke

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