Lexikon der Ernährung: Kretinismus
Kretinismus, Ecretinism, schwere, weitgehend irreversible Fehlentwicklungen (v. a. Hirnschäden) bei Neugeborenen und Säuglingen durch intrauterinen Jodmangel. Er stellt die schwerste Komplikation des Jodmangels dar. Die eigenständige Schilddrüsenhormonsynthese des Feten entwickelt sich ab der 12. Schwangerschaftswoche, dafür muss auf plazentarem Weg ausreichend Jod zur Verfügung stehen – entsprechend besteht die Prävention des K. in der ausreichenden Jodversorgung der Schwangeren. Schilddrüsenhormone sind intrauterin für Wachstums- und Differenzierungsprozesse erforderlich, vor allem die Hirnentwicklung ist schilddrüsenhormonabhängig. Zeichen des K. sind neurologische Störungen (Hör- und Sprachdefizite bis zur Taubstummheit, Schielstellung, Haltungs- und Ganganomalien) sowie Kropfbildung, Zwergenwuchs, Skelettfehlbildung, und Entwicklungsstörungen anderer Organe.
Fälle von K. sind in Deutschland äußerst selten, angeborener Hypothyreodismus (Abb.) wird jedoch diagnostiziert (1 : 5.000 Neugeborene). Weltweit leiden jedoch in Jodmangelgebieten 11 Mio. Menschen an K. Die Schilddrüsendiagnostik ist in der Schwangeren-Vorsorge nicht vorgeschrieben, jedoch erfolgt bei Neugeborenen (5. Tag) das gesetzlich vorgeschriebene Hypothyreose-Screening. Die Therapie besteht in Substitution von Schilddrüsenhormonen (und Jodid).
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