Lexikon der Ernährung: Kuhmilchprotein-Allergie
Kuhmilchprotein-Allergie, Ecow's milk allergy, allergische Reaktion auf verschiedene Proteinfraktionen der Kuhmilch (Lebensmittelallergie). K. kommt sowohl bei Säuglingen (häufigste Allergie im Säuglingsalter, Grund ist u. a. die in den ersten Lebensmonaten größere Durchlässigkeit der Darmmucosa für native Proteine) und Kleinkindern als auch bei Erwachsenen vor. Für das Kleinkindalter schwanken die Häufigkeitsangaben zwischen 0,5 % und 7,5 %, während bei Erwachsenen nur unzureichende Daten vorliegen. Bei Kleinkindern werden vielfältige Symptomatiken von Magen-Darmbeschwerden über Rhinitis, Asthma, atopisches Ekzem, Urticaria, Wachstumsstörungen bis hin zum anaphylaktischen Schock beschrieben. Bei Erwachsenen sollen vor allem Reaktionen an den Atemwegen und an der Haut auftreten, während Magen-Darmbeschwerden und Kreislaufreaktionen seltener sind.
Auslöser: Das wichtigste Allergen im Kindesalter ist das Lactoglobulin, das partiell hitzestabil ist. Bei Erwachsenen scheint hingegen die Sensibilisierung gegen die hitzestabilen Caseine am wichtigsten zu sein. Daneben haben α-Lactalbumin, Rinderserumalbumin und Rinderimmunglobuline Bedeutung als Allergene der Rindermilch. Milch wird in zahlreichen Lebensmitteln verwendet, neben Butter und Käse sind für Betroffene z. B. Backwaren wie Brot oder Kuchen, Mayonnaisen, Schokolade oder Speiseeis problematisch. Bei hochsensibilisierten Patienten kann Milch deshalb auch als so genanntes „verstecktes Allergen“ in verarbeiteten Erzeugnissen von grosser Bedeutung sein. Der Milchproteinanteil in Butter löst nur ausnahmsweise allergische Reaktionen aus (vgl. Diätmargarine), während Käse wegen des hohen Caseingehaltes von den Milchallergikern im Allgemeinen nicht vertragen wird. K. tritt nicht selten auch zusammen mit Lactasemangel (Lactose-Intoleranz) auf.
Ernährungstherapie: Die Verwendung hypoallergener Nahrungen ist eine wichtige diätetische Maßnahme bei Kuhmilch-allergischen Säuglingen und Kleinkindern. Native Allergene der Kuhmilch werden hierbei durch eine enzymatische Behandlung partiell hydrolisiert und erhitzt. Dadurch sollen sowohl Sequenz- als auch Konfirmationsepitope eliminiert werden. Die Produkte bestehen überwiegend aus kurz- und etwas längerkettigen Peptiden und sind in ihrer Allergenaktivität mehr oder weniger deutlich reduziert. Durch eine Ultrafiltration werden z. T. Peptide oberhalb einer gewissen Größe eliminiert. Die auf dem Markt erhältlichen Hydrolysatnahrungen verwenden als Proteinquelle Molke, Casein, Molke-Caseingemische sowie Soja und Schweinekollagen. Alle Produkte haben eine gewisse Restallergenität, die bei partiell hydrolisierten Produkten höher ist als bei extensiv hydrolisierten Erzeugnissen. Seit kurzem gibt es auch Aminosäurenmischungen, die als „anallergene“ Produkte zur Behandlung schwerer Formen der Kuhmilchallergie dienen.
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