Lexikon der Ernährung: Lebensmittelhilfe
Lebensmittelhilfe, Nahrungshilfe, Nahrungsmittelhilfe, Efood aid, entwicklungspolitisches Instrument zur Ernährungssicherung (Ernährungssicherheit) in Risikogebieten. Sie ist seit Beginn der Entwicklungszusammenarbeit Bestandteil des Förderinstrumentariums der internationalen Gebergemeinschaft. Als Hauptgeber sind die USA und die EU zu nennen. Empfängerländer sind so genannte LIFDCs (low-income-food-deficit-countries), die v. a. in Afrika südlich der Sahara liegen. Durch die Verteilung von Nahrungsmitteln wird die nationale Verfügbarkeit von Nahrung akut und von außen verbessert. Dabei werden die Lebensmittel aus der Überschussproduktion der industrialisierten Geberländer an die Entwicklungsländer weitergegeben. Das mengenmäßig bedeutendste Lebensmittel ist dabei der Weizen, gefolgt von Milchprodukten (wobei zu beachten ist, das bei 80 % der Weltbevölkerung Lactoseintoleranz vorliegt!) und Hülsenfrüchten. Die Größenordnung der gelieferten Lebensmittel beträgt ca. 10–15 Millionen Tonnen jährlich. Die deutsche Bundesregierung leistet L. zum einen im Rahmen des EU-Programmes, zum anderen auch in der bilateralen Zusammenarbeit und als Beitrag zum Welternährungsprogramm.
Die L. lässt sich einteilen in Not- / Katastrophenhilfe, Programm- / Budgethilfe und Projekthilfe. Bei der Nahrungsnothilfe werden in Katastrophenfällen (Naturkatastrophen, kriegerische Auseinandersetzungen) auf schnellstem Wege die akut existierenden Nahrungsmittelengpässe behoben. Die Pogrammhilfe ist ein Beitrag zur Deckung eines strukturellen Nahrungsmitteldefizits, das vom Empfängerland nicht durch kommerzielle Importe gedeckt werden kann. Die Nahrungsmittel werden entweder kostenlos an die Zielgruppe verteilt (in extremen Hungersituationen), auf den normalen Vermarktungskanälen verkauft oder in Form von Food-for-work-Maßnahmen (Projekthilfe) als Entlohnung der Arbeitskraft ausgegeben.
Da L. eine langfristige und eigenständige Nahrungs- bzw. Ernährungssicherung nicht gewährleisten kann (im Extremfall treiben die Nahrungsmittelgeschenke aufgrund von Preisdumping die ortsansässige Nahrungsmittelproduktion in den wirtschaftlichen Ruin oder verändern das traditionelle Ernährungsverhalten und damit die Lebensmittelnachfrage, wenn z. B. Weizen anstelle von Reis favorisiert wird), wird dieses Instrument stark diskutiert.
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