Lexikon der Ernährung: Massenkonsum
Massenkonsum, Emass consumption, Phänomen hochentwickelter Industriegesellschaften (Kosumgesellschaft), in denen durch Steigerung der Produktivität und Massenproduktion ein breites, für den Großteil der Bevölkerung preismäßig erschwingliches Warenangebot geschaffen wird. Es handelt sich dabei um standardisierte, serienmäßig hergestellte Waren, die jedoch in Qualität, Form und Ausstattung modischen Wandlungen unterworfen sind. Gesellschaftliche Werte und Strebungen führen zu einem Konsumverhalten, dass auf eine schnelle und möglichst umfassende Beschaffung und Nutzung der Güter ausgerichtet ist. Massenproduktion und -konsum sind Phänomene, die sich auch im Ernährungssektor gut widerspiegeln. Mit dem Einsatz von Maschinen, Pestiziden und Kunstdünger wird die Nahrungserzeugung zur Massenproduktion, die industrielle Lebensmittelverarbeitung führt zu regionaler und saisonaler Unabhängigkeit. Während es zu Beginn der Industrialisierung um die Erhöhung der Nahrungssicherheit ging, entwickelt sich die Nahrungsmittelindustrie in der Konsumgesellschaft zu einem mächtigen Industriezweig, der sich den Absatzmarkt durch Produktinnovationen und zielgruppenspezifische Angebote erhält und erweitert. Jährlich werden in Deutschland 1.500 bis 2.000 neue Lebensmittel angeboten, die größtenteils innerhalb eines Jahres wieder vom Markt verschwinden und dadurch wiederum Platz für Neues machen. Durch Marktforschung, Werbepsychologie und Bedürfnismanipulation wird für ausreichenden Absatz gesorgt – für den Verbraucher bedeutet dies jedoch eine Gefahr für die individuelle Konsumfreiheit. Die Unübersichtlichkeit des Marktes und Konfrontation mit widersprüchlicher Information über die Medien führt zu einer zunehmenden Verunsicherung bzw. Überforderung des Verbrauchers.
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