Lexikon der Ernährung: Nahrungsvorlieben
Nahrungsvorlieben, Nahrungspräferenzen, Lebensmittelpräferenzen, Efood preferencees, Bevorzugung bestimmter Nahrungsmittel. N. werden durch genetische Faktoren und Umwelteinflüsse bestimmt. Die Vorliebe für Süßes ist stark genetisch determiniert (Süßpräferenz). Allerdings ist es in vielen Kulturen üblich, Säuglingen schon sehr früh eine zuckerhaltige Flüssigkeit anzubieten (z. B. 5%ige Glucoselösung). Diese ist deutlich süßer als Mutter- oder Kuhmilch und führt zu einem Prägungsphänomen. Eine Verstärkung der Vorliebe für Süßes erfolgt weiterhin durch Umweltzusammenhänge, wenn z. B. süße Lebensmittel als Belohnung gegeben werden oder mit Aufmerksamkeitszuwendung verbunden sind. Auch die Präferenz für Salziges scheint weitgehend vererbt zu sein, während bei der Vorliebe für Milch und Milchprodukte der genetische Einfluss weniger deutlich ist, aber dennoch vorhanden zu sein scheint.
Die angeborenen Nahrungspräferenzen und -aversionen stellten während der Evolution einen Vorteil dar: süße Nahrungsmittel stellen meist gute Energiequellen dar, Bittergeschmack, gegen den eine angeborene Aversion vorliegt, ist dagegen oft mit riskanten Lebensmitteln verbunden (Nahrungsaversionen). Wesentlich für die Ausbildung von N. ist der soziokulturelle Lernprozess, der sich durch große Verhaltenskontinuität über Generationen auszeichnet. Eine mehr oder minder ausgeprägte Geschmackspräferenz wird dabei allein durch das häufige Vorsetzen einer Speise erreicht (Emere exposure effect). Dadurch werden kulturelle und regionale Verzehrsgewohnheiten an Folgegenerationen weitergegeben (Esskultur; Geschmackskonservatismus). Auch individuelle N. werden von Bezugspersonen an Kinder übertragen, wobei die Übereinstimmung zwischen Eltern und Kindern bei Präferenzen deutlich geringer ist als bei Aversionen.
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