Lexikon der Ernährung: Nationale Verzehrsstudie
Nationale Verzehrsstudie, NVS, repräsentative Querschnittsstudie zur Erhebung der Verzehrsgewohnheiten, der körperlichen Aktivität, des Rauchverhaltens, vorliegender Erkrankungen und der soziodemographischen Merkmale in der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland inkl. West-Berlin 1985–1988. Aus der Grundgesamtheit aller Privathaushalte wurde in 20 Regionen eine Zufallsstichprobe gezogen. 24.632 Personen aus 11.141 Haushalten erklärten sich zur Teilnahme bereit (= Teilnahmequote ca. 71 %). Zur Ernährungserhebung dienten zwei voneinander unabhängige Methoden:
1) Eine zufällig pro Haushalt ausgewählte Zielperson (älter als 14 Jahre) machte in einem Fragebogen Angaben zu soziodemographischen Merkmalen aller Haushaltsmitglieder, zu persönlichen Essgewohnheiten, Lebensmitteleinkauf, Freizeitaktivitäten, Einstellungen zur gesunden Ernährung, Rauchverhalten, Medikamentenkonsum und Krankheitssituation.
2) Alle Studienteilnehmer führten über 7 d ein Verzehrsprotokoll sowie ein Protokoll der körperlichen Aktivität. Dazu standen ihnen standardisierte Schablonen und Abbildungen sowie eine Liste haushaltsüblicher Maße zur Verfügung. Außerdem wurden Daten zum Ernährungsverhalten sowie soziodemographische Variablen erfasst.
Die Umsetzung der Verzehrsprotokolle in die individuelle Energie- und Nährstoffaufnahme basierte auf dem Bundeslebensmittelschlüssel. Etwa 2.000 Teilnehmer (älter als 18 Jahre) der NVS dienten 1987–1989 auch als Klientel der VERA-Studie. Die NVS wurde von der Universität Gießen koordiniert. Ihre Ergebnisse wurden in einer gesonderten Schriftenreihe sowie im deutschen Ernährungsbericht publiziert. Hervorzuheben sind folgende Resultate:
39 % der Männer und 47 % der Frauen waren übergewichtig; der Verzehr an Eiweiß und Fett lag mit 14 bzw. 40 % der gesamten aufgenommenen Energie (Energie-%) oberhalb, der von Kohlenhydraten (46 Energie-%) unterhalb der Empfehlungen der DGE (10 Energie-% Eiweiß, 30 Energie-% Fett, 60 Energie-% Kohlenhydrat); die Vitamin- und Mineralstoffversorgung entsprach weitgehend den Empfehlungen, lediglich die Gruppe junger Frauen im Alter zwischen 15 und 35 Jahren fiel durch Unterversorgung bei einigen Nährstoffen auf; das Ernährungswissen der Bevölkerung war unzureichend; als Hauptquelle glaubwürdiger Ernährungsinformation galten der Hausarzt und das Fernsehen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.