Lexikon der Ernährung: Nierenerkrankungen
Nierenerkrankungen, Nephropathien, Enephropathies, renaldiseases, Gesamtheit aller entzündlichen und funktionseinschränkenden Erkrankungen der Nieren.
Einteilung: Sie ist möglich nach betroffenen Nierenabschnitten (Glomerulo- oder Tubulopathie), auslösenden Grunderkrankungen (erblich bzw. erworben, z. B. Alport-Syndrom, Debré-de Toni-Fanconi-Syndrom, diabetische Nephropathie, Nephropathia gravidarum) sowie nach bestimmten äußeren Einflüssen, die eine N. hervorrufen können (Analgetika-Nephropathie, Antibiotika-Nephropathie). Weiterhin sind akute Formen (Crush-Syndrom) von chronisch verlaufenden N. (chronische Niereninsuffizienz,) sowie entzündliche (z. B. Nephritis, Pyelonephritits) von nicht-entzündlichen N. (z. B. Nierencysten) zu unterscheiden.
Bedeutung: Extreme Verlaufsformen aller chronischen N. führen zum vollständigen Verlust der Nierenfunktion und der Umwandlung von funktionsfähigem Nierengewebe in Bindegewebe (Schrumpf-Niere). Die daraus resultierende Niereninsuffizienz macht im Endstadium eine kostenintensive Dialysebehandlung erforderlich. Insgesamt belaufen sich die Kosten der Dialyse pro Jahr und Patient auf etwa 100.000 DM. Durch eine frühzeitige Ernährungsintervention (eiweißarme Ernährung) ließe sich die Dialysetherapie um mindestens ein Jahr verzögern. Bei den in Deutschland geschätzten 80.000 Dialysepatienten könnten so über 800 Mio DM pro Jahr eingespart werden. Hier wird die Bedeutung der Ernährungsmedizin bei der Therapie von N. deutlich.
(Ernährungs)therapie: Die Behandlung von auslösenden bzw. Begleiterkrankungen nimmt eine zentrale Rolle ein. Zu den letzteren zählen v. a. Diabetes mellitus und Hypertonie. Durch eine Senkung des Blutdrucks durch eine kochsalzarme Diät bzw. eine optimale Blutzuckereinstellung kann die Progression einer chronischen N. verlangsamt werden. Für beide Indikationen ist eine Reduktion des Körpergewichts hilfreich. Allerdings muss im Stadium der terminalen Niereninsuffizienz darauf geachtet werden, dass das Fortschreiten durch die hierdurch induzierte Katabolie (und Acidose) nicht negativ beeinflusst wird. Durch eine gezielte diätetische Behandlung (eiweißarme Diät, natriumarme Diät, Blutzuckereinstellung, Gewichtsreduktion) kann das Fortschreiten von N. um den Faktor 2–4 verlangsamt werden.
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