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Lexikon der Ernährung: Pantothensäure

Pantothensäure, Epantothenicacid, ein wasserlösliches Vitamin, Kurzbezeichnung für die biologisch aktive Verbindung 2,4-Dihydroxy-3,3-dimethyl-1-oxobutyl-β-alanin (Abb.). Neben der Säure ist auch der Alkohol (R-Pantothenol, bzw. D-Panthenol) biologisch aktiv. Die zahlreichen, historisch bedingten Synonyme (Anti-Grauhaar-Faktor, BIOS II A, Hefe-Faktor, Huhn-Anti-Dermatose-Faktor, Vitamin B3) sollten nicht mehr verwandt werden.
Eigenschaften: P. ist ein wasserlösliches, instabiles, stark hygroskopisches, blassgelbes, viskoses Öl. Die Verbindung ist instabil bei Hitze unter alkalischen und sauren Bedingungen. Der korrespondierende Alkohol Pantothenol ist beständiger in Lösung.
Vorkommen: Wie der Name sagt (gr. pantos, überall) ist P. in der Natur weit verbreitet, und liegt überwiegend als Bestandteil von Coenzym A und 4’-Phosphopantethein vor. Grüne Pflanzen und viele Mikroorganismen können P. im Gegensatz zu Säugetieren synthetisieren. Letzteren fehlt das Enzym Pantothenat-Synthetase (EC 6.3.2.1), das die Kondensation von β-Alanin mit Pantoinsäure zu P. katalysiert. Einen hohen Gehalt findet man in Fleisch (0,3–1,0 mg%), Fisch (0,3–1,7 mg%), Leber (bis 7,9 mg%), Ei (1,6 mg%), Hülsenfrüchten (0,9–1,0 mg%) und Brot (bis 1,1 mg%). Mittlere Gehalte haben Obst (0,3–1,6 mg%) und Gemüse (bis 1,3 mg%). Die Zubereitungsverluste liegen um 30 %, die körpereigenen Reserven sind ausreichend für 4–10 Tage.
Bedarf (nach DGE): Der exakte Pantothensäurebedarf des Menschen kann nicht mit Sicherheit angegeben werden. Der Schätzwert für eine angemessene Pantothensäurezufuhr bei Erwachsenen liegt bei 6 mg / d, dieser wird offenbar bis auf extreme Ausnahmesituationen immer gedeckt.
Resorption, Metabolismus: Die mit der Nahrung zugeführte P. liegt zum größten Teil als Bestandteil von Coenzym A (Abb.) und dem Fettsäure-Synthase-Komplex vor. Sie wird schrittweise im Lumen von Magen und Darm freigesetzt:
Coenzym A (Fettsäure-Synthase-Komplex) → 4’-Phosphopantothein → Pantothein → Pantothensäure.
Die Resorption sowohl der P. als auch des Pantotheins erfolgt passiv in allen Abschnitten des Dünndarms. In der Mucosa wird Pantothein zu P. abgebaut. Auf dem Blut- und Lymphweg wird P. proteingebunden zu den Geweben transportiert und von den Zellen aufgenommen. Herzmuskel, Nebenniere, Leber und Niere weisen relativ hohe Pantothensäurekonzentrationen auf. Der Einbau der P. in die aktiven Formen (Coenzym A, Holofettsäuresynthase) beugt einem raschen Verlust über die Niere vor. P. wird vom Organismus nicht abgebaut, sondern unverändert ausgeschieden (60–70 % im Urin, 30–40 % mit den Faeces).
Die Alkoholform Panthenol wird passiv resorbiert (oral und topisch über die Haut) und enzymatisch zu P. oxidiert.
Biochemische Funktionen: P. hat im tierischen Stoffwechsel beinahe universelle Bedeutung. Sie ist als Coenzym A ein universeller Acylgruppen-Überträger. Coenzym A und der 4’-Phosphopantotheinrest sind an einer Vielzahl von Auf- und Abbaureaktionen im Kohlenhydrat-, Fett- und Aminosäurestoffwechsel beteiligt. Daneben wird P. zur Synthese von Steroiden, des Häms und der Neurotransmitter Acetylcholin und Taurin benötigt.
Mangel: Pantothensäuremangel tritt selten ernährungsbedingt auf (3–4monatige Mangelernährung), doch kann die Applikation eines Antagonisten wie ω-Methylpantothensäure Mangelsymptome hervorrufen. Klinische Symptome sind unkoordinierte Bewegungsabläufe, Taubheitsgefühl, Kribbeln und stechende Schmerzen in den Füssen (das sog. burning feet syndrome) sowie neurologische und psychische Symptome. Suboptimale Versorgung führt zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Magen-Darm-Störungen, Herzklopfen, schlechter Wundheilung und niedrigem Blutdruck.
Überdosierung: Eine Hypervitaminose ist beim Menschen nicht bekannt.
Therapeutische Verwendung: Pantothensäure wird versuchsweise eingesetzt bei Darmatonie, Verbrennungen (Sonnenbrand), Analfissuren, Brustrhagaden und Haarwuchsstörungen.
Statusbestimmung: Hierzu erfolgt die Bestimmung der Pantothensäurekonzentration im Blut (1–4 mg / l) und im Urin (Erwachsene 2–7 mg / d, Kinder 2–3 mg / d) und die Beobachtung klinisch manifester Mangelsymptome.


Pantothensäure: Struktur von Pantothensäure (R = COOH) und Dexpanthenol (R = CH2OH, das rechtsdrehende Isomer des racemischen Panthenols).
  • Die Autoren

Albus, Christian, Dr., Köln
Alexy, Ute, Dr., Witten
Anastassiades, Alkistis, Ravensburg
Biesalski, Hans Konrad, Prof. Dr., Stuttgart-Hohenheim
Brombach, Christine, Dr., Gießen
Bub, Achim, Dr., Karlsruhe
Daniel, Hannelore, Prof. Dr., Weihenstephan
Dorn, Prof. Dr., Jena
Empen, Klaus, Dr., München
Falkenburg, Patricia, Dr., Pulheim
Finkewirth-Zoller, Uta, Kerpen-Buir
Fresemann, Anne Georga, Dr., Biebertal-Frankenbach
Frenz, Renate, Ratingen
Gehrmann-Gödde, Susanne, Bonn
Geiss, Christian, Dr., München
Glei, Michael, Dr., Jena (auch BA)
Greiner, Ralf, Dr., Karlsruhe
Heine, Willi, Prof. Dr., Rostock
Hiller, Karl, Prof. Dr., Berlin (BA)
Jäger, Lothar, Prof. Dr., Jena
Just, Margit, Wolfenbüttel
Kersting, Mathilde, Dr., Dortmund
Kirchner, Vanessa, Reiskirchen
Kluthe, Bertil, Dr., Bad Rippoldsau
Kohlenberg-Müller, Kathrin, Prof. Dr., Fulda
Kohnhorst, Marie-Luise, Bonn
Köpp, Werner, Dr., Berlin
Krück, Elke, Gießen
Kulzer, Bernd, Bad Mergentheim
Küpper, Claudia, Dr., Köln
Laubach, Ester, Dr., München
Lehmkühler, Stephanie, Gießen
Leitzmann, Claus, Prof. Dr., Gießen
Leonhäuser, Ingrid-Ute, Prof. Dr., Gießen
Lück, Erich, Dr., Bad Soden am Taunus
Lutz, Thomas A., Dr., Zürich
Maid-Kohnert, Udo, Dr., Pohlheim
Maier, Hans Gerhard, Prof. Dr., Braunschweig
Matheis, Günter, Dr., Holzminden (auch BA)
Moch, Klaus-Jürgen, Dr., Gießen
Neuß, Britta, Erftstadt
Niedenthal, Renate, Hannover
Noack, Rudolf, Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke
Oberritter, Helmut, Dr., Bonn
Öhrig, Edith, Dr., München
Otto, Carsten, Dr., München
Parhofer, K., Dr., München
Petutschnig, Karl, Oberhaching
Pfau, Cornelie, Dr., Karlsruhe
Pfitzner, Inka, Stuttgart-Hohenheim
Pool-Zobel, Beatrice, Prof. Dr., Jena
Raatz, Ulrich, Prof. Dr., Düsseldorf
Rauh, Michael, Bad Rippoldsau
Rebscher, Kerstin, Karlsruhe
Roser, Silvia, Karlsruhe
Schek, Alexandra, Dr., Gießen
Schemann, Michael, Prof. Dr., Hannover (auch BA)
Schiele, Karin, Dr., Heilbronn
Schmid, Almut, Dr., Paderborn
Schmidt, Sabine, Dr., Gießen
Scholz, Vera, Dr., Langenfeld
Schorr-Neufing, Ulrike, Dr., Berlin
Schwandt, Peter, Prof. Dr., München
Sendtko, Andreas, Dr., Gundelfingen
Stangl, Gabriele, Dr. Dr., Weihenstephan
Stehle, Peter, Prof. Dr., Bonn
Stein, Jürgen, Prof. Dr. Dr., Frankfurt
Steinmüller, Rolf, Dr., Biebertal
Stremmel, Helga, Bad Rippoldsau
Ulbricht, Gottfried, Dr., Potsdam-Rehbrücke
Vieths, Stephan, Dr., Langen
Wächtershäuser, Astrid, Frankfurt
Wahrburg, Ursel, Prof. Dr., Münster
Weiß, Claudia, Karlsruhe
Wienken, Elisabeth, Neuss
Wisker, Elisabeth, Dr., Kiel
Wolter, Freya, Frankfurt
Zunft, Hans-Joachim F., Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke

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