Lexikon der Ernährung: periphere (diabetische) Neuropathie
periphere (diabetische) Neuropathie, typische diabetische Folgeerkankung, die mit nervalen Störungen des Temperatur- und Schmerzempfindens an den Extremitäten verbunden ist. Die Pathogenese ist noch nicht endgültig geklärt und scheint multifaktoriell zu sein. Grundsätzlich werden zwei Hypothesen unterschieden: 1. Die Vaskuläre Hypothese geht von mikroangiopathischen Veränderungen der die Nerven versorgenden Kapillaren als Ursache aus. 2. die metabolische Hypothese geht von einem direkten Zusammenhang zwischen der metabolischen Störung und der p. d. N. aus. Diskutiert werden die Akkumulation von Sorbitol, Stoffwechselstörungen der Strukturlipide, Myoinositolmangel und eine gesteigerte Glycosylierung von Myelinscheidenproteinen. Die p. d. N. tritt meist als Empfindungsstörung an beiden Füßen auf. Der Gefühlsverlust wird von einem Fehlen der Sehnenreflexe begleitet. Häufig ist auch eine motorische Störung festzustellen, die sich in einer Schwäche und Rückbildung der kleinen Fußmuskulatur zeigt. Dadurch kommt es zu Veränderungen des Fußes mit Fehlstellungen. Aufgrund der nicht wahrgenommenen Beschwerden kommen die Betroffenen meistens erst zum Arzt, wenn bereits eine Verletzung vorhanden ist.
Unangenehm ist die schmerzhafte p. d. N., die sich vornehmlich in der Nacht mit einem Gefühl von Pelzigkeit, Spannung, Fußsohlenbrennen oder starkem Kribbeln äußert. Diese Patienten entwickeln jedoch seltener diabetische Fußgeschwüre.
Liegt gleichzeitig eine autonome diabetische Neuropathie vor, kann es an den Füßen als Folge einer verminderten Schweißbildung zu erhöhter Austrocknungsgefahr der Fußhaut, starker Hornhautbildung und Rissen kommen. Außerdem gibt es vermehrt Veränderungen in der Haut (Pergamenthaut) und den Nägeln (eingerissene, brüchige Nägel). Es treten häufiger Wasseransammlungen im Gewebe auf, die wiederum eine Ulcusbildung begünstigen. Eine wichtige diagnostische Untersuchung ist der Stimmgabeltest (neurologische Stimmgabel mit einer gedämpften 128-Hz-Schwingung, die auf die betroffene Stelle aufgesetzt wird). Er gibt gute Auskunft über das Vibrationsempfinden der Nerven an den Füßen.
Eine p. d. N. gilt heute noch als unheilbar (vgl. Nervenwachstumsfaktor). Jedoch lassen sich mit einer besseren Blutzuckereinstellung und einer gesunden Lebensführung die evtl. aufgetretenen Schmerzen lindern und eine Verschlechterung verhindern.
Liegt eine p. d. N. vor, so sind die Füße durch unbemerkte Verletzungen besonders gefährdet. Bereits kleine Verletzungen, bei der Fußpflege oder durch Druck der Schuhe zugezogen, können sich entzünden und damit den Fuß gefährden (diabetische Gangrän).
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