Lexikon der Ernährung: Purine,
Purine,Epurines, Derivate des Purins, eines bizyklischen Heterosystems, das formal aus einem Pyrimidin- und einem Imidazolring besteht (PurinbiosyntheseAbb. 1; Mr 120,1 Da). Emil Fischer stellte 1884 erstmals die Stammverbindung aus Harnsäure her; in der Natur wurde sie bisher nicht aufgefunden. Für die menschliche Ernährung sind zwei Gruppen von P. von Bedeutung:
Purinbasen, hydrophobe, in pH-neutralem, wässrigem Medium kaum lösliche, schwach basische (Name!) Amino- und Hydroxy-/Keto-P. Hierzu gehören die Nucleotidbausteine und Bestandteile der Adenosin- und Guanosinphosphate Adenin und Guanin (Nucleinsäuren) und ihre Abbauprodukte Hypoxanthin und Xanthin. Adenin und Guanin werden im Organismus aus Vorstufen synthetisiert (Purinbiosynthese); in Form energiereicher Derivate (ATP [Adenosinphosphate], GTP [Guanosinphosphate]) sind P. am Energiestoffwechsel beteiligt. Der Abbau erfolgt über Hypoxanthin und Xanthin zu Harnsäure (Purinabbau). Bei einigen Tieren (Vögel, Reptilien, Insekten) verläuft die Hauptroute der Stickstoffausscheidung über die Purinsynthese. Übliche Ausscheidungsprodukte sind Harnsäure sowie bei Organismen, die über das Enzym Uricase verfügen, deren Oxidationsprodukt, das Allantoin. Spinnen scheiden Guanin aus. Der Mensch (bzw. alle Primaten) besitzt keine Uricase.
Die endogenen P.-basen werden ergänzt durch exogene aus Lebensmitteln (purinarme Kost). Die Summe der Einzelpurine – frei und gebunden– (Etotal purines) wird in Nährwerttabellen als Harnsäure oder als P.-Stickstoff angegeben; durch Multiplikation mit dem Faktor 3 erhält man aus P.-N das Harnsäure-Äquivalent. In metabolischen Studien ließ RNA den Serum-Harnsäurespiegel und die renale Harnsäure stärker ansteigen als DNA; als Mechanismus werden unterschiedliche Resorptionsraten diskutiert.
Purinalkaloide, Methylpurine, Methylxanthine, wasserlösliche Xanthinderivate, die in einigen pflanzlichen Lebensmitteln / Genussmitteln vorkommen und in nutritiver Dosierung leicht anregende, in höherer Dosierung pharmakologische Wirkungen haben (Coffein). P.-alkaloide werden nicht zu Harnsäure abgebaut; sie spielen keine Rolle bei Hyperuricämie und anderen Störungen des P.-Stoffwechsels. In neueren Nährwerttabellen werden sie getrennt ausgewiesen.
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