Lexikon der Ernährung: Reformkost
Reformkost, Ehealth food, naturnahe, vorwiegend vegetarische Kostform (vgl. alternative Ernährungsformen, Vegetarismus), nach der Zielsetzung der Lebensreform-Bewegung (zurück zur Natur), entstanden als Reaktion auf die sozialen und gesundheitlichen Probleme der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (M. O. Bircher-Benner, vgl. auch C. W. Hufeland, W. Kollath). Das erste Reformhaus (Ehealth food store) wurde 1900 in Wuppertal eröffnet als Zentrum zur Verbreitung von Waren und Ideen für eine ganzheitliche Lebensweise (Grunddiät-System). Das Konzept hat sich in zahlreichen europäischen Ländern und in Amerika durchgesetzt; in Deutschland vertritt die Neuform Vereinigung Deutscher Reformhäuser e. G. die Interessen der Hersteller und Vertreiber von R. (Internetadressen und Kontakte) Sie vergibt auf Antrag das Markenzeichen neuform®, wenn Lebensmittel u. a. folgende Anforderungen erfüllen:
– bevorzugt biologisch erzeugte Lebensmittel, auch als Zutaten für vorgefertigte Lebensmittel,
– Getreideprodukte mit hohem Ausmahlungsgrad (Mehltype), möglichst Vollkorn,
– bevorzugt pflanzliche Lebensmittel und Milchprodukte,
– keine chemisch-synthetisierten Konservierungsstoffe, Lebensmittelfarbstoffe und Geschmacksverstärker; wenige technologisch unentbehrliche Lebensmittelzusatzstoffe (Zusatzstoffe) werden toleriert,
– kein Weißzucker, zum Süßen Obstdicksaft, Honig, ggf. Rohzucker,
– Meersalz anstelle von Stein- und Siedesalz,
– ungehärtete Pflanzenfette (Margarine, kaltgepresste Speiseöle).
Ernährungswissenschaftliche Bewertung: Die R. ist bei fachgerechter Lebensmittelauswahl als Dauerkost geeignet. Vorzüge: Aufnahme von reichlich Kohlenhydraten und Ballaststoffen, dagegen mäßig Fett mit einem günstigen Fettsäuremuster (Ausnahme: Kokos- und Palmkernfett als „ungehärtetes Pflanzenfett“ in vorgefertigten Produkten), wenig Cholesterin und Purine (Ausnahme: Hefepasten, Hefeextrakt). Nachteile: Wie bei allen vegetarischen Kostformen kann die Eisenversorgung knapp werden; nicht jodiertes Meersalz reicht nicht aus für die Jodversorgung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.