Lexikon der Ernährung: Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, Erenin-angiotensin-aldosterone system, regulatorisches System, zur Sicherstellung einer ausgeglichenen Flüssigkeits- bzw. Wasserbilanz (Wasserhaushalt). Die von den Rezeptoren des R. ermittelten Messgrößen (Plasmavolumen, Osmolarität des Blutplasmas, Blutdruck) beeinflussen über das Enzym Renin, sowie die Hormone Angiotensin, Aldosteron und Adiuretin (= antidiuretisches Hormon) und deren Antagonisten atriales natriuretisches Peptid über ein komplexes Rückkopplungssystem (Abb.) die Steuerung von Wasseraufnahme und -abgabe. Am R. sind mehrere Organe beteiligt:
1) Über den Hypothalamus (Durstzentrum) wird zum einen über Auslösung des Durstgefühls (ab einem Wasserverlust von ca. 0,5 % des Körpergewichts) eine Wasseraufnahme bewirkt, zum anderen durch Synthese des antidiuretischen Hormons (Ausschüttung erfolgt durch den speichernden Hypophysen-Hinterlappen) die Rückresorption von Wasser in der Niere gesteigert. Beide Faktoren führen zum Anstieg des Plasmavolumens. Die Wasseraufnahme durch Trinken wird i. d. R. beendet, bevor das getrunkene Wasser resorbiert ist und das R. einen Ausgleich des Plasmavolumens meldet. Der Mechanismus dieser präresorptiven Durststillung ist noch nicht bekannt.
2) Das Blutvolumen wird sowohl über Dehnungsrezeptoren (im rechten Herzvorhof, in den Gefäßwänden der großen Venen) als auch über Drucksensoren (= Barorezeptoren; im Aortenbogen und im Sinus carotis) registriert. Ein absinkendes Plasmavolumen bewirkt die Ausschüttung von Renin, welches das im Blut zrkulierende Angiotensinogen in Angiotensin I umwandelt. Dieses wird durch das Angiotensin-Konversionsenzym in Angiotensin II überführt, welches eine Gefäßverengung im Bereich der Arteriolen und damit Blutdruck-Anstieg bewirkt. Das Octapeptid-Hormon Angiotenin II kann aufgrund seiner geringen Größe die Blut-Hirn-Schranke passieren und wirkt im Gehirn auch als Neurotransmitter (Wirkung auf Hypothalamus, s. 1).
3) In der Nebennierenrinde steuert Angiotensin II außerdem Biosynthese und Sekretion von Aldosteron.
4) Aldosteron wiederum steigert die Rückresorption von Natrium im distalen Tubulus (Niere), was zu einem Anstieg der Plasma-Osmolarität führt. Der osmotisch bedingte Wassereinstrom in die Gefäße bewirkt einen weiteren Blutdruck-Anstieg.
5) Das atriale natriuretische Peptid wird v. a. in rechten Vorhof des Herzens gebildet, senkt die Sekretion von Renin (Niere) und Aldosteron (Nebennierenrinde) und führt zu gesteigerter Diurese und Ausscheidung von Natrium.
Zahlreiche erbliche bzw. erworbene Störungen des R. auf unterschiedlichen Ebenen sind bekannt (vgl. Hyperaldosteronismus, Pseudo-Bartter-Syndrom, Pseudohyper / hypoaldosteronismus).
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System.: Das Rückkopplungssystem zur Sicherstellung einer ausgeglichenen Wasserbilanz. Hellblau: Mess-/Stellgrößen, gelb: beteiligte Enzyme, rosa: beteiligte Hormone, grün: regulierter Prozess. [n. G. Rehner u. H. Daniel, Biochemie der Ernährung, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 1999] Renin-Angiotensin-Aldosteron-System.
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