Lexikon der Ernährung: Sättigungsphasen
Sättigungsphasen, Ephases of satiety, in der Ernährungsphysiologie der sequenzielle Ablauf der Sättigung, unterteilt in prägastrische, postingestionale (gastrische, intestinale) und postabsorptive Phase (Appetitregulation, Nahrungsaufnahme). Experimente zur Unterscheidung der verschiedenen S. basieren oft auf Versuchstechniken, wie sie erstmals von Pawlow eingesetzt und beschrieben wurden (z. B. chronisch im Ösophagus bzw. im Magen fistulierte Tiere).
Die prägastrische Sättigung wird durch Signale vermittelt, die zentralen Ursprungs sind oder die als negative Rückkopplungssignale vor allem nerval über verschiedene Hirnnerven zum Hirnstamm weitergeleitet werden. Die entsprechenden Rezeptoren bzw. Sensoren liegen im Bereich von Mund- und Rachenhöhle sowie im Ösophagus. Prägastrische Signale können aber auch positiver Natur sein, d. h. sie fördern die Nahrungsaufnahme. Letzteres sind vor allem Signale, die von Geschmacks- und Geruchsrezeptoren erfasst werden. Die prägastrische Sättigung wird u. a. bestimmt vom circadianen Rhythmus (Tag-Nacht-Rhythmus), d. h. dass z. B. in der Aktivitätsphase Mahlzeiten größer sind, wobei genaue Untersuchungen hinsichtlich der zu Grunde liegenden Ursachen aber fehlen. Ein weiterer Faktor, der an der prägastrischen Sättigung beteiligt ist, ist die Dauer des vor einer Mahlzeit liegenden sog. Zwischenmahlzeitenintervalls, d. h. der Dauer der Nahrungskarenz. Je länger diese dauert, desto schwächer ist die prägastrische Sättigung ausgebildet. Auch hier ist die zentrale Vermittlung dieses Effekts aber unbekannt. Weiterhin scheint durch entsprechende Sensoren die Zahl der Kaubewegungen erfasst werden zu können, d. h. es gibt eine direkte Korrelation zwischen der Nahrungsaufnahme und der Zahl der Kau- und Schluckbewegungen. Schließlich spielt auch eine gewisse Gewöhnung an und Erfahrung mit bestimmten Nahrungsstimuli eine Rolle, wobei der Übergang bzw. das Verhältnis zu geschmacksspezifischer Sättigung unklar ist.
An die prägastrische S. schließt sich die postingestionale gastrische und intestinale Sättigungsphase an. Auf die in diesen Phasen ebenfalls ausgeschütteten Sättigungshormone und deren Bedeutung bei der Regulation der Nahrungsaufnahme wird an anderer Stelle eingegangen. Auch die gastrischen und intestinalen Signale werden vor allem nerval an den Hirnstamm zur dortigen Informationsverarbeitung weitergeleitet, die entsprechenden Sensoren sind im Magen Dehnungsrezeptoren, im Darm vor allem Chemosensoren. An der postabsorptiven Sättigung sind Sensoren vor allem in der Leber und im Pfortadergebiet beteiligt, aber auch das Gehirn besitzt zumindest für Glucose Sensoren, über die die Nahrungsaufnahme beeinflusst wird. Die Leber bzw. das Pfortadergebiet sind maßgeblich an der metabolischen Regulation der Nahrungsaufnahme beteiligt, wobei die Oxidation der Fettsäuren, die Glucoseverstoffwechselung und der Energiehaushalt insgesamt über entsprechende Rezeptoren erfasst werden können (glucostatische Sättigungstheorie). Die Informationsweiterleitung an das zentrale Nervensystem erfolgt vor allem über vagale Afferenzen.
Über ein Zusammenspiel der verschiedenen Mechanismen, die in den jeweiligen S. von Bedeutung sind, wird letztendlich die Nahrungsaufnahme reguliert, d. h. die Größe einzelner Mahlzeiten (vor allem gastrische und intestinale Signale und Sättigungshormone) sowie deren Abstand (vor allem metabolische Signale).
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