Lexikon der Ernährung: Schilddrüsenhormone
Schilddrüsenhormone, Ethyroid hormones, von L-Tyrosin abgeleitete Verbindungen, die in der Schilddrüse, in Form des Glycoproteins Thyreoglobulin (Prohormon) gebildet und gespeichert werden. Thyreoglobulin enthält ca. 115 Tyrosinreste, die durch elementares Jod (Jodradikale) jodiert werden, wobei zunächst 3-Monojodtyrosin (MIT) und durch erneute Jodierung 3,5-Dijodtyrosin (DIT) entsteht (Abb.). Kopplung zweier MIT-Moleküle und Abspaltung eines Serylrestes führt zum Tetrajodthyronin (T4 = Thyroxin). Durch Kopplung von MIT und DIT entsteht Trijodthyronin (T3). Bei Bedarf an Schilddrüsenhormonen werden T3 und T4 in den Lysosomen des Schilddrüsenepithels aus der Bindung an Thyreoglobulin freigesetzt und ins Blut ausgeschleust. Die Freisetzung von T3 und T4 aus der Schilddrüse wird durch übergeordnete hormonelle Regelkreise (thyreoidstimulierendes Hormon =TSH, TSH-Releasing-Hormon = TRH) gesteuert. T3 und T4 hemmen wiederum über eine Rückkopplung die Sekretion von TRH (aus dem Hypothalamus) und TSH (aus der Hypohyse). Effiziente Wiederverwertungssysteme (T3-Recycling zu T4; Dejodasen in Leber, Niere und Hypophyse) bewirken einen relativ geringen Bedarf an Jod. Jodmangel führt zu einer verringerten Synthese von T3 und T4; unter dem ungebremsten TSH-Einfluss kommt es zur Proliferation des Schiddrüsengewebes (Jodmangelkropf).
Im Blut sind die Schilddrüsenhormone zu 99,5 % an Thyroxin bindendes Globulin und Präalbumin gebunden. Nur freies T3 und T4 sind stoffwechselwirksam. T3 ist die stoffwechselaktivere Hormonverbindung mit kurzer Halbwertszeit, an Erfolgsorganen wird es durch Dejodierung von T4 gebildet.
Die S. fördern die geistige und körperliche Entwicklung (u. a. durch Erhöhung der Transcription des Somatotropin-Gens), bewirken eine Steigerung des Energieumsatzes im Organismus („kalorigener Effekt“), fördern die Proteinbiosynthese und beschleunigen den Abbau von Kohlenhydraten und Fetten. Eine Unterfunktion der Schilddrüse ist charakterisiert durch herabgesetzte Stoffwechselleistung und physische und psychische Trägheit. Eine angeborene Unterfunktion ruft das Krankheitsbild des Kretinismus hervor.
Schilddrüsenhormone: Struktur der S. und deren Vorläufer. [aus G. Rehner u. H. Daniel, Biochemie der Ernährung, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 1999] Schilddrüsenhormone
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