Lexikon der Ernährung: Schrothkur
Schrothkur, E k. e. B., Naturheilverfahren (Naturheilkunde), entwickelt von Johann Schroth (1798–1856) und fortgeführt in Spezialkliniken, ursprünglich in Nieder-Lindewiese / Riesengebirge, seit 1945 in verschiedenen Kurorten ausgehend von Oberstaufen / Allgäu. Kennzeichnend für die S. sind Schwitzpackungen, der Wechsel von Trink- und Trockentagen und eine fett-, eiweiß- und kochsalzarme, energiereduzierte Diät (ca. 450 kcal / d) bestehend aus altbackenen Semmeln, Brot, Kartoffeln, Grieß, eingeweichtem Trockenobst und Gemüsesuppen, dazu ein Glas Orangensaft / Tag und pro Woche für Frauen 1,5, für Männer 3 Liter Wein, abwechselnd bis zu 1 l / d, dazwischen Tage ohne Wein. Der Wein kann durch Wasser, Tee oder Saft ersetzt werden, zusätzliche Flüssigkeitszufuhr ist nicht erlaubt. Die S. soll Stoffwechselschlacken aus dem Körper ausschwemmen und so die Selbstheilungskräfte stimulieren (Entschlackung). Die Gewichtsreduktion während der 3–4wöchigen Kur wird als Nebeneffekt gewertet; eine eingehende Ernährungsberatung für die Zeit danach ist Bestandteil der Therapie. Im Mittelpunkt der Heilanzeigen stehen „zivilisationsbedingte“ Erkrankungen einschließlich chronisch entzündlicher Erkrankungen, Hauterkrankungen und Migräne. Kontraindikationen sind katabole Stoffwechsellage (Krebs, Leberzirrhose, akute Infektionskrankheiten, Schilddrüsenüberfunktion), insulinpflichtiger Diabetes, Alkoholismus und endogene Depressionen.
Ernährungswissenschaftliche Bewertung: Die Flüssigkeitsbeschränkung bei energiereduzierter Kost belastet den Stoffwechsel und widerspricht anerkannten physiologischen Grundsätzen. Die hohe Alkoholzufuhr ist nicht empfehlenswert, für Patienten mit Hyperuricämie und Gicht ist sie kontraindiziert. Bei sorgfältiger ärztlicher Überwachung kann die Kur für Stoffwechselgesunde den Einstieg in eine geänderte Ernährungs- und Lebensweise erleichtern.
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