Lexikon der Ernährung: Stress
Stress, Estress, charakteristische körperliche (physiologische) und psychologische Reaktion des Körpers auf innere oder äußere Reize, die als anregend (Eustress) oder belastend (Distress) empfunden werden. Der Stressbegriff wird unterschiedlich definiert. Gebräuchlich ist auch die Definition als „Belastungen des Organismus, die auch als solche erlebt werden und zu Schädigungen führen können“. Im Unterschied zur ersten Definition wird 1) die Belastung an sich als Stress bezeichnet, nicht die Reaktion auf die Belastung (nach der ersten Definition wird die Belastung als Stressor oder stressauslösender Faktor angesehen) und 2) beschränkt sich die zweite Definition auf den Distress, was allerdings auch dem allgemeinen Sprachgebrauch entspricht.
Zunehmend wird der S.-Begriff auch für die extremen Belastungen verwendet, denen der Mensch in der Gegenwart ausgesetzt ist, also sozialen und zivilisatorischen Einflüssen wie berufliche Überforderung, Hetze, Lärm und Ärger.
Die folgenden Ausführungen beschränken sich aufgrund der großen Verbreitung in den Industrieländern auf die Bedeutung von S. als Reaktion auf belastende Stressoren. Stressoren werden unterschieden in äußere Stressoren (Licht, Lärm, Schmerz), auf primäre Bedürfnisse beruhende Stressoren (z. B. Hunger, Durst, Müdigkeit), Leistungsstressoren (Prüfungen, Leistungsunter- und -überforderung), soziale Stressoren (Verlust nahestehender Personen, Änderung der Lebensgewohnheiten) sowie Lebenskonflikte. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Stressoren und dem Gesundheitszustand, wobei alltägliche Belastungen für die Entstehung stressbedingter Erkrankungen eine größere Rolle spielen als einschneidende Lebensereignisse. Die physiologische Stressreaktion wird als Adaptationssyndrom bezeichnet, da sie eine Anpassung des Organismus an die stressauslösende Situation darstellt. Sie besteht bei dauerhaften Stressoren aus 1) Alarmreaktion / Aktivierung, 2) Resistenz mit optimaler Anpassung und 3) Erschöpfung / Zusammenbruch des Anpassungsverhaltens.
Ein Übermaß an Belastungen kann zu gesundheitlichen Schäden, wie Magengeschwüren, Bluthochdruck und Herzinfarkt führen. Viele psychosomatische Krankheiten sind stressbedingt. S. wirkt sich auch auf das Essverhalten aus, wobei sowohl hyperphage (vermehrtes Essen) als auch hypophage Reaktionen (Appetitlosigkeit) die Folge sein können. Die ursächliche Behandlung von S. ist die Beseitigung von Stressoren, soweit sie sich beeinflussen lassen (z. B. Zeitdruck, Lärm etc.). Weiterhin kann die Fähigkeit zur Stressbewältigung mit Hilfe so genannter Stressbewältigungs- oder Stressmanagement-Programme erfolgen, die im Wesentlichen zwei Strategien vermitteln: 1) die Beeinflussung körperlicher Reaktionen (z. B. mit autogenem Training oder progressiver Muskelentspannung) und 2) die Veränderung der subjektiven Bewertung von Stressoren z. B. durch Selbstinstruktion.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.