Lexikon der Ernährung: Stuhlflora
Stuhlflora, Efaecal microflora, das Artenspektrum der aus Stuhlproben anzüchtbaren Mikroorganismen, die Rückschlüsse auf die Darmflora zulassen.
Säuglinge: Der Intestinaltrakt des Neugeborenen besiedelt sich unter und nach der Geburt mit Mikroben, die aus den mütterlichen Geburtswegen, von der mütterlichen Brustwarze und Hautoberfläche und aus der Umgebung (Entbindungsstation, Pflegepersonal) stammen. Für die Entwicklung einer Bifidusflora beim gestillten Neugeborenen ist die Erstbesiedlung des Darmes mit Escherichia coli und Streptokokken von entscheidender Bedeutung. Sie bereiten durch Sauerstoffentzug und Säurebildung die Entwicklung einer Bifidusmonokultur vor (Bifidus-Bakterien). Die Muttermilch hat durch ihren Gehalt an Immunglobulinen, Lysozymund Lactoferrin, Oligosacchariden sowie die hohe Lactose- und niedrige Eiweißkonzentration eine selektionierende Wirkung auf die Darmflora. Im günstigen Fall entwickelt sich eine Monokultur von Bifidus-Bakterien, die bis zu 99 % der Gesamtkeimzahl ausmacht. Die Begleitflora besteht aus Enterobacteriaceae, Strepto- und Staphylokokken, Bacteroides und Clostridien. Nach der Entwicklung der Bifidusflora übt diese durch ihre Säureproduktion und die Bildung antimikrobieller Stoffe eine permanente suppressive Wirkung auf die Begleitflora aus.
Die Zusammensetzung der S. des mit Formelnahrungen ernährten Säuglings weicht grundlegend von der des gestillten Säuglings ab. Die Bifidus-Bakterien erreichen nur noch eine Keimdichte von ca. 68 %, die Zahl der Enterobactericeae erhöht sich auf ca. 17 %, die Bacteroideskeimzahl auf ca. 11 % und die Enterokokken erreichen einen Anteil von ca. 4 %. Der pH-Wert steigt auf neutrale bis alkalische Bereiche an. Unter Ernährung mit molkenproteinangereicherten Formelnahrungen sind die Bifiduskeimzahlen tendenziell höher als bei Nahrungen auf reiner Kuhmilchbasis.
Kleinkinder und Erwachsene: Mit dem Übergang zur Kleinkindernährung nähert sich die S. zunehmend der des Erwachsenen. Es dominieren die Bacteroideskeime mit ca. 59 % vor den Bifidobakterien mit 25 %, den anaeroben Streptokokken mit ca. 10 % und den Eubakterien mit 5 %. Daneben lassen sich Clostridien, Veilonellen, Candida und zahlreiche andere Keimarten aus dem Stuhl anzüchten. Insgesamt enthält die S. über 400 verschiedene Species von Mikroben. Die Stuhlbakterien machen ca. 1/3 der Stuhlmasse aus.
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