Lexikon der Ernährung: systembezogene Beratung
systembezogene Beratung, Behandlungsansatz, bei dem individuelles Verhalten in erster Linie als Strategie innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen bzw. des umgebenden Beziehungssystems verstanden wird. Ein System besteht allgemein aus Elementen und aus den Beziehungen zwischen diesen Elementen. So bilden ein Ehepaar oder eine Familie ein solches System. Die Beziehungen werden dabei durch die jeweiligen Interaktionen (Interaktionsmuster; Interaktionsstörungen) oder die Kommunikation der Familienmitglieder untereinander operationalisiert (erfassbar gemacht). Jeder Mensch gehört gleichzeitig zu mehreren Systemen (Familie, Verein, Gemeinde, Staat). Systeme versuchen, im Gleichgewicht zu bleiben (Homöostase), sie sollten aber auch die Fähigkeit besitzen, sich weiter zu entwickeln, um sich veränderten Bedingungen anpassen zu können. Bei der s. B. geht man davon aus, dass falsches Ernährungsverhalten immer durch das oder die Systeme, zu denen der Klient gehört, mit bedingt wird. Oft ist der Klient nur der Symptomträger für ein gestörtes System, der gerade durch seine Symptomatik das Gleichgewicht in diesem System aufrecht erhält. (Beispiel: Eine Anorektikerin „kittet“ die Ehe ihrer Eltern). Diese Sichtweise ist die Grundlage für die s. B. Diagnose und Behandlung beziehen neben dem Klienten auch das System insgesamt mit ein (Gruppenberatung; systemische Therapie). Die systembezogene Ernährungsberatung wendet sich insbesondere an Familien als wichtigstes System (Familientherapie), aber auch in Form der sog. „konsultativen“ Beratung an Schulen oder Betriebe.
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