Lexikon der Ernährung: thermostatische Sättigungstheorie
thermostatische Sättigungstheorie (nach Brobeck), eine der Hunger-Sättigungs-Theorien, welche die Regulation der Nahrungsaufnahme erläutern sollen. Ende der 40er Jahre aufgestellt, sieht die t. S. die Nahrungsaufnahme als eigentlichen Mechanismus der Thermoregulation, wonach Sättigung aus dem thermischem Effekt der Nahrung resultiert. Nach dieser Theorie resultiert z. B. der bei hoher Umgebungstemperatur zu beobachtende Verzehrsrückgang aus dem dann stark ins Gewicht fallenden thermischen Effekt der Nahrung.
Die t. S. im engeren Sinne gilt als überholt. Es ist heute zwar bekannt, dass die Fluktuation in der Oxidation verschiedener energieliefernder Substrate die Nahrungsaufnahme entscheidend beeinflusst (Hunger-Sättigungs-Theorien; Appetitregulation), dieser Effekt hat aber nichts mit einer thermostatischen Regulation der Nahrungsaufnahme im Sinne der t. S. zu tun.
Trotzdem sind thermische Signale sicherlich in der Lage, die Nahrungsaufnahme in der einen oder anderen Richtung zu beeinflussen (z. B. Verzehrsrückgang bei hohen Umgebungstemperaturen). Die den Verzehr beeinflussenden Signale stammen dabei von Thermorezeptoren. Diese befinden sich u. a. auch in der Leber, wobei ein Zusammenhang mit einer entsprechenden Beeinflussung des gastrointestinalen Transits (beschleunigt bei Kälte) gesehen wird.
Bezüglich des Zusammenhangs zwischen dem thermischen Effekt der Nahrung und der Sättigung existiert folgende auf neueren Erkenntnissen aufbauende Hypothese: während der Mahlzeiten kommt es zu einer Steigerung der Aktivität des braunen Fettgewebes und damit zu einer Aktivierung von Thermorezeptoren im braunen Fett, die als Sättigungssignal wirken können. Damit ergäbe sich auch eine Verbindung zur glucostatischen Theorie bezüglich der thermoregulatorischen Nahrungsaufnahme: ausgehend von einer durch einen leichten Rückgang der Körperkerntemperatur ausgelösten Aktivierung des sympathischen Nervensystems würde die Aufnahme von Glucose ins braune Fettgewebe gesteigert. Die dadurch induzierte leichte transiente Hypoglycämie könnte die Nahrungsaufnahme und damit sekundär die Wärmeproduktion im braunen Fett steigern, was dann zur Beendigung einer Mahlzeit führen würde.
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