Lexikon der Ernährung: Tiefkühlkost
Tiefkühlkost, tiefgefrorene Lebensmittel, tiefgekühlte Lebensmittel, Edeep-frozen foods, Bezeichnung für industriell tiefgefrorene Lebensmittel (Tiefgefrieren), bei denen eine Kerntemperatur von –18 °C oder tiefer vom Einfrieren bis zum Verkauf aufrecht erhalten werden muss. Im Privathaushalt Eingefrorenes nennt man dagegen Gefriergut oder Gefrierkost. T. wird in verschiedenen Conveniencestufen (vorgefertigte Lebensmittel) angeboten:
küchenfertige T.: z. B. gewaschenes, geputztes und z. T. blanchiertes Obst und Gemüse, entbeintes Fleisch,garfertige T.: z. B. Fischstäbchen, Rahmspinat,aufbereitfertige T.: z. B. Pizzen, komplette Menüs,verzehrfertige T.: z. B. Eiscreme.Der Verbrauch an T. war in den letzten Jahren stetig steigend (Werte von 2000 zeigt die Tab.).
Ein wichtiger Parameter für die Qualität von T. ist die Schnelligkeit der Verarbeitung der Rohware. Obst und Gemüse werden innerhalb weniger Stunden nach der Ernte tiefgefroren, Hochseefisch noch auf den Schiffen und an die Produktionslinien von Fertiggerichten schließen sich direkt die Frosteranlagen an. Ein weiterer entscheidender Parameter ist die Einhaltung der sog. Tiefkühlkette bis ins Kühlregal des Lebensmittelhandels. Um eine Temperatur von –18 °C oder tiefer auf allen Stufen des Transports incl. der Umladevorgänge zu garantieren, liegen die Temperaturen in den Großkühlhäusern und in den Tiefkühltransportern meist deutlich niedriger, etwa bei –23 bis –25 °C.
Ernährungsphysiologische Beurteilung: Das Tiefkühlen von Lebensmitteln gilt als ein Haltbarmachungsverfahren, bei dem die sensorischen und ernährungsphysiologischen Eigenschaften der Ausgangslebensmittel besonders gut erhalten bleiben. Besonders Tiefkühlgemüse ist häufig hinsichtlich seines Vitamingehaltes länger aufbewahrtem Frischgemüse überlegen. Die geringen Nährstoffverluste treten größtenteils beim Vorbereiten der Ausgangslebensmittel (Waschen, Zerkleinern, Blanchieren) und bei der Lagerung auf, die Verluste beim eigentlichen Tiefgefrieren gelten als vernachlässigbar. Es gibt sogar Hinweise, dass die ernährungsphysiologischen Eigenschaften einzelner Lebensmittel durch das Tiefgefrieren verbessert werden. So zeigen einzelne Studien, dass z. B. die blähende Wirkung von Kohl gemindert wird, die Verfügbarkeit von Eisen, Folsäure und Riboflavin in T. zunimmt und die Verdaulichkeit der Nahrung durch Auflockerung des Zellverbandes generell verbessert werden soll. Ein weiterer Vorteil von T. und insbesondere von Tiefkühlgemüse ist die Verfügbarkeit über das ganze Jahr, unabhängig von der Saison.
Aus hygienischer Sicht ist zu beachten, dass fast alle Mikroorganismen das Tiefkühlen überleben und nur in ihrem Wachstum gehemmt sind. Bei Unterbrechung der Tiefkühlkette sowie nach dem Auftauen ist ein mikrobieller Verderb wieder möglich. V.a. beim Auftauen von Geflügel muss daher die Auftauflüsssigkeit, die Salmonellen enthalten kann, verworfen werden.
Bei tiefgefrorenem Fleisch kommt es durch Kontakt mit Luftsauerstoff v. a. zu Verlusten an Vitamin C, Thiamin und Riboflavin sowie zu Gefrierbrand (Fleischfehler; einhergehend mit Proteindenaturierung, Ranzigkeit und Farbveränderungen), weshalb hier eine Verpackung, die den Zutritt von Sauerstoff und den Austritt von Wasser verhindert, besonders wichtig ist. Bei tiefgekühltem Fettfisch führen oxidative Veränderungen der Fette auch bei Temperaturen unterhalb von – 18 °C noch zur Wertminderung, weshalb die Lagerdauer hier begrenzt ist.
Tiefkühlkost: Verbrauch in Deutschland im Jahr 2000. [Quelle: Deutsches Tiefkühlinstitut, Köln ]
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Gemüse incl. Gemüsezubereitungen | 408.527 | +45,3 | |
Fische, Schalen-, Krusten- und Weichtiere | 218.021 | +71,2 | |
Kartoffelerzeugnisse | 359.403 | +8,1 | |
Backwaren | 457.340 | +390,2 | |
Hauptspeisen, Zubereitungen, Suppen, Eintöpfe | 389.666 | +196,0 | |
Pizza | 159.687 | +135,5 | |
TIEFKÜHLKOST INSGESAMT (incl. Rohfleisch, Wild und Rohgeflügel) | 2.688.684 | +66,3 | |
Pro-Kopf-Verbrauch Tiefkühlkost insgesamt in kg | 1990 | 2000 | |
20,4 | 32,8 |
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