Lexikon der Ernährung: Tropa(n)alkaloide
Tropa(n)alkaloide, Etropane alkaloids, pflanzliche, z. T. stark toxische Alkaloide mit Tropan-Ringgerüst (Abb. 1).
T. kommen in zahlreichen Nachtschattengewächsen vor. Hohe Konzentrationen finden sich in der Tollkirsche (Atropa belladonna), im Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), der Alraune (Mandragora officinalis) und im Stechapfel (Datura stramonium). T. üben eine blockierende Wirkung auf muscarinartige Acetylcholin-Rezeptoren aus. Die wichtigsten Vertreter sind L-Hyoscyamin und sein Racemat Atropin sowie dessen Epoxid Scopolamin (Abb. 2).
Vergiftungen resultieren hauptsächlich aus dem Verzehr von Tollkirschen, die besonders von Kindern gegessen werden (sehen verlockend aus und schmecken gut). Die tödliche Dosis für Kinder liegt bei 2–3 Beeren (Erwachsene 10–20). Vergiftungen mit den anderen Pflanzen resultieren v. a. aus falsch dosierten Arzneimitteln oder aus der falschen Bereitung von „Gesundheitstees“. Eine Tollkirschenvergiftung ist gekennzeichnet durch Rötung des Gesichtes und Pupillenerweiterung, es folgt psychische Erregung (Lachen, Halluzinationen, falsches Sehen von Farben, erotische Empfindungen), dann kommt es zu Anfällen von Raserei und Tobsucht mit völliger Verwirrung der Sinne. Schließlich stellen sich epilepsieähnliche Krämpfe ein. Die Erregung klingt ab und geht in einen narkoseähnlichen Schlafzustand über. Die Gesichtsröte verschwindet und eine Cyanose (Atemlähmung) entsteht. Der Tod tritt im Koma durch Atemlähmung ein.
Die T. wurden in der Vergangenheit zu kultischen Zwecken aber auch als Mordgift eingesetzt. Die genannten Pflanzen waren Bestandteil von „Hexensalben“, die zu unterschiedlichsten psychotropen Effekten führten (von erotischen Empfindungen bis zum Gefühl, durch die Luft zu fliegen). T. sind Bestandteil verschiedenster Arzneimittel (z. B. zur Erweiterung und Ruhigstellung von Pupillen, Antischweißmittel, Asthmamittel, Beruhigungsmittel, Antidot bei Muscarin-Vergiftung (Pilzgifte).
Tropanalkaloide: Abb. 1. Grundgerüst. Tropanalkaloide
Tropanalkaloide: Abb. 2. Hyoscyamin und Scopolamin. Tropanalkaloide
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