Lexikon der Geographie: Großwetterlage
Großwetterlage, GWL, großräumiger atmosphärischer Zustand, der sich über einen Zeitraum bis zu mehreren Tagen nicht wesentlich verändert und für ein Gebiet bis etwa zur Größe Europas witterungswirksam ist. Großwetterlagen sind durch die großräumige Verteilung des Höhenluftdrucks und die daraus resultierenden Strömungsverhältnisse bestimmt, die wiederum die Verlagerung der Bodendruckgebilde steuern. Großwetterlagen werden anhand der Höhenluftdruckverteilung im 500-hPa-Niveau (Höhenwetterkarte, Hauptdruckflächen), der Luftdruckverteilung im Bodenniveau (Bodenwetterkarte) und des zyklonalen, antizyklonalen oder gemischten Charakters der Strömung klassifiziert. Sie können nach verschiedenen Kriterien zu Großwettertypen mit charakteristischer räumlicher Verteilung der Wettererscheinungen zusammengefasst werden. Der Großwetterlagenkatalog für Europa nach Hess & Brezowski unterscheidet 28 Großwetterlagen ( Abb. 1 ). Die Westlagen (W) (Abb. 2 Teil a) sind durch eine zonale Zirkulation zwischen einem subtropischen Hochdruckgebiet und einem Tiefdruckgebiet über dem Nordmeer gekennzeichnet. Nach der Lage der Druckgebiete unterscheidet man zwischen südlicher Westlage (Ws), zyklonaler Westlage (Wz) mit Durchzug von Zyklonen zwischen 50° und 60° n.Br. und antizyklonaler Westlage (Wa) mit intensiver Zyklonentätigkeit nördlich von 60°n.Br., wobei in Mitteleuropa bereits Hochdruckeinflüsse wirksam werden. Südwestlagen (SW) (Abb. 2 Teil b ) stellen sich zwischen tiefem Druck über Skandinavien und den britischen Inseln und hohem Druck über dem östlichen Mittelmeer ein. Abhängig von der genauen Luftdruckkonstellation können antizyklonale Südwestlagen (SWa) und zyklonale Südwestlagen (SWz), bei der in Mitteleuropa Zyklonen wirksam werden, auftreten. Bei einer Luftdruckverteilung mit hohem Druck über West- und tiefem Druck über Osteuropa stellen sich Nordwestlagen (NW) (Abb. 2 Teil c) ein. Auch diese können zyklonal (NWz) oder antizyklonal (NWa) ausgeprägt sein. Ein abgeschlossenes Hoch über dem Nordmeer (HN) (Abb. 2 Teil d) führt zu einer Blockierung der Westströmung und, je nach seiner genauen Lage, zur Ausbildung einer zyklonalen (HNz) oder antizyklonalen (HNa) GWL mit nördlichen Strömungsrichtungen in Mitteleuropa. Ein abgeschlossenes Hochdruckgebiet über den britischen Inseln (HB) verhindert das Vordringen von Zyklonen nach Mitteleuropa, die Witterung ist hier von Hochdruck beeinflusst, während Zyklonenein über Skandinavien nach Osteuropa geführt werden. Besteht gleichzeitig über Osteuropa ausgeprägtes Tiefdruckgebiet, entsteht eine Nordlage (N) (Abb. 2 Teil e), die durch geringfügige Variationen der Lage der steuernden Druckgebilde als zyklonale (Nz) und antizyklonale (Na) Nordlage auftreten kann. Bei einer vom Nordmeer nach Mitteleuropa ausgedehnten Zone geringen Höhenluftdrucks zwischen Hochdruckgebieten über dem Atlantik und Osteuropa bildet sich eine Troglage über Mitteleuropa (TrM) (Abb. 2 Teil f) aus. Zyklonen ziehen dann vom Nordatlantik über das südwestliche Europa zum Mittelmeer, dann nach Nordosteuropa. Da hierbei feuchtwarme Mittelmeerluft in die Zyklogenese einbezogen werden kann, kommt es häufig zu intensiven Niederschlägen. Die Troglage kann sich zu einem vom Witterungstyp sehr ähnlichen abgeschlossenen Tief über Mitteleuropa (TM) weiterentwickeln. Ein abgeschlossenes Hoch über Fennoskandien (HF), das auch westwärts über das Nordmeer ausgedehnt sein kann (HNF), blockiert die Westströmung und führt zu östlichen Strömungsrichtungen. Nach der Lage anderer Druckgebiete kann es zur zyklonalen (HFz, HNFz) und antizyklonalen (HFa, HNFa) Wetterlage kommen. Dabei können Tiefdruckgebiete von Südosten nach Mitteleuropa vordringen (HFz, HNFz).
MHa
Lit: GERSTENGARBE, F.W., WERNER, P.C. (1993): Katalog der Großwetterlagen Europas nach Paul Hess und Helmuth Brezowski: 1881-1992. – Offenbach a. Main.
Großwetterlage 1: Großwetterlage 1: Großwettertypen und -lagen in Europa.
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Großwetterlage 2: Großwetterlage 2: Beispiele für Großwetterlagen in Europa.
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