Lexikon der Geowissenschaften: Klimaklassifikation
Klimaklassifikation, Typisierung der Klimabedingungen der Erde bezüglich des heutigen Klimazustands (meist anhand der Klimanormalwerte; manchmal auch bezüglich früherer oder künftiger Klimazustände) in geographischer Abgrenzung der charakteristischen Besonderheiten, nach genetischen, deskriptiven oder effektiven Gesichtspunkten, in Diagrammen, Tabellen und Karten. Dabei orientiert sich die genetische Klimaklassifikation an den Bedingungen des Strahlungs- und Wärmehaushaltes der Atmosphäre (insbesondere an geographisch unterschiedlichen Charakteristika der Sonnenstrahlung) und den daraus resultierenden Phänomenen der Zirkulation von Atmosphäre und Ozean bzw. der in den einzelnen Regionen dominierenden Luftmassen. Die rein deskriptive Klimaklassifikation beruht auf den relevanten Klimaelementen, meist Lufttemperatur und Niederschlag, um hinsichtlich der Jahresmittelwerte sowie der zugehörigen Jahresgänge mehr oder weniger willkürlich Abgrenzungen vorzunehmen. Diese Willkürlichkeit vermeidet die effektive Klassifikation, die von den Auswirkungen der Klimabedingungen ausgeht, fast immer hinsichtlich der potentiellen natürlichen Vegetation bzw. Vegetationsklassen.
In der Praxis haben sich die gemischt effektiv-deskriptiven Klimaklassifikationen durchgesetzt, insbesondere die nach Köppen (1936) in der Modifikation nach Geiger (1954) sowie nach Troll und Paffen (1964) und im angelsächsischen Raum die nach Trewartha und Horn (1980). Die Grobeinteilung der Köppen-Geiger-Klimaklassifikation unterscheidet fünf Klimagürtel (Klimazonen, Klimahauptzonen) und darauf aufbauend elf Klimagebiete (Klimaregionen, Klimahaupttypen). Bei der feineren Unterteilung kommen noch zusätzliche Kriterien hinzu, woraus dann eine weitergehende Einteilung in Klimatypen (Klimaprovinzen) entsteht. Dabei sind die Klimagürtel A = tropisches Regenklima, C = warmgemäßigtes Regenklima, D = (nordhemisphärisches, boreales) Schneewaldklima, und E = Schneeklima thermisch definiert, B = Trockenklima dagegen hygrisch. Die Klimagebiete berücksichtigen im Fall von A, C und D den Jahresgang des Niederschlages (mit Ergänzungen f = ganzjährig feucht, s = sommertrocken, w = wintertrocken), bei B wird eine Abstufung nach der jährlichen Regenmenge vorgenommen und bei E wird das Klima des ewigen Frostes EF vom Tundrenklima ET unterschieden. Zur Abgrenzung von B gegenüber den anderen Klimagürteln werden Formeln oder Diagramme verwendet. Eine zusätzliche Besonderheit ist das tropische Monsunklima Am, d.h. Regenwaldklima trotz Trockenzeit. Bei den Klimatypen gehen noch Spezifierungen nach der Ausprägung der Sommer- bzw. Wintertemperatur ein, bei B hinsichtlich des Jahrestemperaturniveaus ( Abb. 1 u. 2 , Tab. 1 ). Sowohl das Verständnis der gegenwärtigen räumlichen Unterschiede der Klimabedingungen als auch die Problematik anthropogener Klimabeeinflussung verlangt eine möglichst weitgehende Zuordnung der Klimaklassifikation zu den Klimaprozessen, was formal durch einen Vergleich effektiv-deskriptiver Klassifikationen mit den genetischen ermöglicht wird ( Tab. 2 ) (allgemeine atmosphärische Zirkulation). Danach ist, jeweils in den Bezeichnungen der Köppen-Geiger-Klassifikation, Af das Klima der inneren Tropen (Einflußbereich der Innertropischen Konvergenzzone), Aw, Am und Cw die Klimate der Passate bzw. Monsune, B das Klima der trockenen Subtropen, Cs die subtropische Winterregenzone (z.B. Mittelmeerregion), Cf und Cw die Zonen der gemäßigten Breiten mit vorherrschenden Westwinden, D das hochkontinentale Klima der Nordhalbkugel, weitgehend im Subpolarbereich, und E das Klima der Polarzone bzw. der Hochgebirgsregionen (Gebirgsklima). [CDS].
Literatur: [1] Geiger, R. (1954): Klassifikation der Klimate nach W. Köppen. In: Landolt-Börnstein Zahlenwerte und Funktionen aus Physik, Chemie, Astronomie, Geophysik und Technik (alte Serie), Band III (Astronomie und Geophysik). – Berlin. [2] Müller, M.J. (1996): Handbuch ausgewählter Klimastationen der Erde. – Trier. [3] Sträßer, M. (1998): Klimadiagramme zur Köppenschen Klimaklassifikation. – Gotha.
Klimaklassifikation 1: Diagramm zur Abgrenzung des Klimagürtels B von A, C und D bei der Köppen-Geiger-Klimaklassifikation. Klimaklassifikation 1:
Klimaklassifikation 2: Weltkarte der Köppen-Geiger-Klimaklassifikation. Klimaklassifikation 2:
Klimaklassifikation (Tab. 1): Tabelle der Klimagürtel und Klimagebiete nach der Köppen-Geiger-Klimaklassifikation und Kriterien zur weiteren Untergliederung in Klimatypen. Klimaklassifikation (Tab. 1):
Klimaklassifikation (Tab. 2): Vergleich einiger Klimaklassifikationen in Zuordnung zu den genetischen Gegebenheiten. Klimaklassifikation (Tab. 2):
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