Lexikon der Geowissenschaften: topographische Karte
topographische Karte, eine Karte, in der Situation, Gewässer, Geländeformen, Bodenbewachsung und eine Reihe sonstiger zur allgemeinen Orientierung notwendiger oder ausgezeichneter Erscheinungen den Hauptgegenstand bilden und durch Kartenschrift eingehend erläutert sind. Sie werden dem Maßstab entsprechend vollständig und richtig wiedergegeben. Topographische Karten existieren in Form amtlicher Kartenwerke in unterschiedlichen Maßstäben (1:5000, 1:10.000, 1:25.000, 1:50.000, 1:100.000, 1:200.000, 1:1.000.000). Sie sind ferner erhältlich als amtliche und private Stadtkarten, als topographische Spezialkarten, Militärausgaben, touristische Karten, Wanderkarten, Übersichtskarten, Erdkarten sowie als Kartenwerke und Atlaskarten. Darüber hinaus sind sie angereichert mit thematischen Informationen, z.B. politischen Grenzen, Straßenbezeichnungen und anderem mehr. Topographische Karten dienen der Bildung und Information, der Orientierung im Gelände, der Verwaltung und Planung, als Grundlage für wissenschaftliche Untersuchungen und kartographische Arbeiten. Sie werden heute verwendet als Vielzweckkarten für unterschiedliche Anwendungsbereiche. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, topographische Karten in unterschiedlichen Maßstäben herzustellen. Topographische Grundkarten enthalten eine vorwiegend grundrißtreue Darstellung bis etwa zum Maßstab 1:10.000, topographische Spezialkarten enthalten aus Gründen der Generalisierung eine weitgehend grundrißähnliche Darstellung im Maßstabsbereich 1:20.000 bis 1:75.000, während die mit Maßstäben kleiner 1:100.000 erhältlichen topographischen Übersichts- oder Generalkarten einen hohen Generalisierungsgrad aufweisen. Der formale Kartenaufbau ist gegliedert in den Kartenrand mit den Kartenrandangaben, den Kartenrahmen und das Kartennetz sowie das Kartenfeld mit dem Karteninhalt. Der Kartenrand ist die außerhalb des Kartenrahmens gelegene Kartenfläche. Sie enthält Angaben, die zum Lesen, Interpretieren und Auswerten der Karte notwendig sind. Dazu gehören z.B. der Blattname, die Nomenklatur, der Maßstab in numerischer und graphischer Form, die Zeichenerklärung oder Legende, Angaben zur Nordrichtung sowie Angaben über den Herausgeber und den Herausgabezeitpunkt. Der Kartenrahmen umfaßt die Rahmenlinien und die Koordinatenzahlen für die Bezifferung der Kartennetzlinien, Zahlen und Buchstaben eines Suchnetzes, Anschlußhinweise zu den Nachbarblättern sowie Abgangsschrift, die aus dem Kartenfeld hinausführt, und Zugangsschrift, die in das Kartenfeld hineinführt. Topographische Karten sind häufig Rahmenkarten. Der Blattschnitt kann sich an geographischen Koordinaten orientieren. In diesem Fall ergeben sich Gitternetz- oder Rechteckkarten (z.B. Deutsche Grundkarte 1:5000). Gradnetz- oder Gradabteilungskarten ergeben sich aus der Abgrenzung durch Netzlinien geographischer Koordinaten (z.B. topographische Karte 1:25.000). Der Kartenrahmen kann auch als Rechteck unabhängig von den Netzlinien gestaltet sein, z.B. zur optimalen Ausnutzung des Blattformates. Der Karteninhalt umfaßt die graphischen Darstellungen der topographischen Objekte und der Geländeoberfläche. Dies sind die Situationsdarstellung mit Siedlungen, Verkehrswegen, Gewässern, Bodenbedeckungen und Einzelobjekten sowie die Reliefdarstellung mit Höhenlinien, Höhenpunkten, schattenplastischer Schummerung oder farbigen Höhenschichten sowie Formzeichen. Darüber hinaus wird der Karteninhalt durch Schrift im Kartenfeld erläutert. Die Gestaltung amtlicher topographischer Karten wird durch sog. Musterblätter geregelt, die von den Landesvermessungsämtern herausgegeben werden. Für die automatisierte Ableitung der topographischen Karte 1:25.000 wird das Datenmodell des Amtlichen Topographisch-Kartographischen Informationssystems (ATKIS) zugrunde gelegt. Die graphische Darstellung des Datenmodells wird durch den ATKIS-Signaturenkatalog geregelt. Die Genauigkeit topographischer Karten hängt ab vom Kartenmaßstab und dem Generalisierungsgrad. Wird die Kartiergenauigkeit von ca. 0,2 mm angehalten und ein Kartenmaßstab von 1:25.000, so ergibt sich für die Koordinaten eines abgegriffenen Punktes eine Genauikeit von 5 m in der Natur. Mittels kartometrischer Auswertungen (Kartometrie) können der topographischen Karte weitere Informationen entnommen werden, z.B. Entfernungen, Höhenunterschiede, Geländeprofile und Flächeninhalte. Topographische Karten werden von allen deutschen Landesvermessungsämtern und dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie in analoger Form (Papierkarte) und digitaler Form (Rasterdaten auf CD-ROM) bereitgestellt. [GB]
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