Lexikon der Kartographie und Geomatik: Bodenschätzungskarte
Bodenschätzungskarte, ist die kartographische Umsetzung der profilbezogenen Grablochbeschreibungen der Bodenschätzungsaufnahme. Die Bodenschätzungskarte liegt für die landwirtschaftliche Nutzfläche der Bundesrepublik Deutschland flächendeckend vor. Die großmaßstäbig angelegten Geländeaufnahmen der Bodenschätzung (1 : 500 - 1 : 2 500, im Regelfall Inselkarten im Maßstab 1 : 1 250) werden in der Reinzeichnung in der Regel in die Deutsche Grundkarte übertragen; in Abhängigkeit von der Ländergesetzgebung liegen die Bodenschätzungskarten bei den Katasterämtern, Finanzämtern oder Vermessungsämtern vor und können hier eingesehen werden. Die zu schätzenden Flächen werden bei der Bodenschätzung in einem variablen Muster mit Hilfe eines Pürckhauer-Bohrers aufgeschlossen und bis zu einer Tiefe untersucht, die für das Wachstum der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen noch von Bedeutung ist. Die Dichte der Aufnahmestandorte richtet sich nach dem lokalen Relief und dem Ausgangsgestein. Da die Daten der Bodenschätzung für die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche der Bundesrepublik Deutschland flächendeckend und großmaßstäbig vorliegen, bilden sie eine wertvolle Ergänzung zu der bislang für diesen Raum noch nicht flächendeckend vorliegenden Bodenkarte 1 : 25 000. Aufgrund der von der bodenkundlichen Kartieranleitung abweichenden Kartierlegende der Bodenschätzung ist jedoch eine Umsetzung der Daten in das System der modernen Bodenkunde erforderlich (Fleischmann et al. 1979, Weiblein et al. 1997) (Übersetzungsschlüssel). Die Verwendung der Daten der Bodenschätzung für bodenkundliche Zwecke (z. B. Bodenfunktionskarten, Auswertungskarten der Bodenkarte 1 : 25 000) wird besonders vom Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung vorangetrieben (NIBIS). Die vorwiegend digitale Datenerfassung umfasst eine Differenzierung der Informationen der Bodenschätzung in Grunddaten (Gemarkungsname, Gemarkungsgrenzen, Maßstab, Koordinaten usw.), Strukturdaten (bebaute Flächen, öffentliche Verkehrswege, Waldwege etc.) und die eigentlichen Bodenschätzungsdaten. Bei der Digitalisierung der Bodenschätzungskarten werden neben den Koordinaten der Profilstandorte auch die Grenzen der zugehörigen Schätzungsflächen aufgenommen. Zusätzlich stehen mit Hilfe eines Formulareditors die Profilbeschreibungen der Schätzungsbücher digital zur Verfügung. Das Fehlen einer einheitlichen Beschreibungsstruktur sowie die datenverarbeitungstechnische Unverträglichkeit einiger Ausprägungskennzeichen macht jedoch eine vorangehende manuelle Aufbereitung der Rohbeschreibungen, erforderlich. Die schließlich in digitaler Form vorliegenden Bodenschätzungsdaten werden dann automatisiert in die Nomenklatur der bodenkundlichen Kartieranleitung übersetzt.
ETL
Literatur: [1] DIECKMANN, H. & MÜLLER, H.-J. (1987): Die Auswertung der Bodenschätzungsdaten mit Hilfe digitalorientierter DV-Programme. Mitteilungen der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft, 53/I, 21-25. [2] OELKERS, K.-H. (1993): Aufbau und Nutzung des Niedersächsischen Bodeninformationssystems NIBIS – Fachinformationssystem Bodenkunde (FIS Boden). Geologisches Jahrbuch. F27, 5-38. [3] WEIBLEIN, B., SCHILLINGER, M.P. u. HUWE, B. (1997): Erstellung eines Übersetzungsschlüssels zur Ableitung einer Bodenartenkarte aus den Daten der Bodenschätzung im Weiherbachgebiet/Kraichgau. Mitteilungen der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft, 85/III, 1271-1274.
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