Lexikon der Kartographie und Geomatik: Eisenbahnkarten
Eisenbahnkarten, E railway maps (UK), railroad maps (USA), multifunktionale Kartenart im Bereich des Eisenbahnwesens, die sowohl dem Betrieb und dem Verkehr (Beförderung von Personen und Gütern), als auch der Orientierung und Reiseplanung der Fahrgäste sowie dem Transportmanagement dient. Es handelt sich dabei vorwiegend um mittel-, seltener auch um kleinmaßstäbige Übersichtskarten, die als Streckenkarten mit unterschiedlichen Inhalten von den verschiedenen Eisenbahngesellschaften überwiegend durch firmeneigene kartographische Abteilungen hergestellt werden.
Eisenbahnkarten gibt es seit dem Beginn des Eisenbahnbetriebs im 19. Jh., wobei sich bereits im 19. Jh., insbesondere aber im Verlauf des 20. Jhs. die Karteninhalte und Darstellungsformen aufgrund der Fortentwicklung der technischen Anlagen, der Zunahme des Güter- und Reiseverkehrs und auch zufolge neuer kartographischer Herstellungstechnologien verändert haben. In der Bundesrepublik Deutschland stellt die DB Netz AG ein breites Spektrum von Eisenbahnkarten her. Diese Karten sind zum einen für den eigenen Bedarf (Bahnbetrieb, Planung und Organisation auf den verschiedenen Verwaltungs- und Planungsebenen), zum anderen für die Kunden der Bahn im Reise- und im Güterverkehr bestimmt.
Die betrieblichen Karten enthalten Objekte der Bahn-Infrastruktur, d. h., verschiedenste betriebliche Anlagen einschließlich der Streckengleise. Hierzu gehört u. a. ein aus 34 Blättern bestehendes Kartenwerk, die Strecken- und Betriebsstellenkarte im Maßstab 1 : 300 000 (mit Ausschnittsdarstellungen 1 : 100 000), das nach den Durchführungsbezirken des Streckenmanagements gegliedert ist und das (u. a.) sämtliche Haupt- und Nebenbahnstrecken der DB Netz AG und der Nichtbundeseigenen Eisenbahnen (Personen- und Güterverkehrslinien, Elektrifizierung, Gleisanzahl), alle Betriebsstellen mit Stationskilometrierung, Zahnradbahnen, Eisenbahnfähren und internationale Verkehrsflughäfen enthält. Dieses Kartenwerk bildet auch die Grundlage für ein diesbezügliches Geoinformationssystem, basierend auf den DB Streckendaten.
Die verkehrlichen Karten vermitteln primär Informationen, die im Zusammenhang mit der Beförderung von Personen und Gütern stehen, z. B. Tarifkarten sowie Güter- und Personenverkehrskarten. Zu letzteren gehören auch die Reisekarten für den Fahrgast (Kursbuchkarten) einschließlich der Übersichtskarten für den internationalen Reiseverkehr sowie die Abteilkarten der Züge. Diese Karten dienen dem Reisenden sowohl zur Orientierung während der Fahrt, als auch zur Planung seines Reiseweges in Verbindung mit den Streckenfahrplänen. Weiterhin werden die o. g. betrieblichen und verkehrlichen Eisenbahnkarten der Deutschen Bahn AG gleichfalls auf CD-ROM als digitale Karten im Rasterformat angeboten.
Die graphische Gestaltung von Eisenbahnkarten wird überwiegend durch Linearsignaturen und Positionssignaturen geprägt, wobei die starke Differenzierung verschiedener Linearsignaturen als typisch für diese Kartenart gelten kann. Die Karten für den Fahrgast, aber auch verschiedene andere Übersichtskarten, sind mit einer einfachen schattenplastischen Reliefdarstellung (Reliefschummerung) versehen.
Dem Bereich der Eisenbahnkarten können i. w. S. verschiedene Geoinformationssysteme der Deutschen Bahn zugeordnet werden, so u.a. das bereits erwähnte DB GIS für die Strecken- und Bahnhofspläne mit Layern für die Fachdienste und das SGIS, das auf der gleichen Datenbank, den DB Streckendaten, basiert.
WKH
Literatur: [1] KÖTHE, K. & NITSCHE, W. (1993): Übersichtskarten der Deutschen Bahnen. In: Der Eisenbahningenieur, 144-154. [2] KÖTHE, K. (1994): Aufgaben und Ziele der Vermessung in der Deutschen Bahn AG (DB AG). In: Allg. Vermessungsnachrichten, Jg. 101, 407-419. [3] KRENN, B. (1998): Eisenbahnkarten der Österreich-Ungarischen Monarchie vom Beginn des Eisenbahnwesens bis zur Jahrhundertwende. Univ. Wien.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.