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Lexikon der Kartographie und Geomatik: Galilei, Galileo

Galilei, Galileo, italienischer Mathematiker, Physiker und Astronom, * 15.2.1564 Pisa, † 8.1.1642 Arcetri bei Florenz; der neben J. Kepler bedeutendste Physiker und Astronom seiner Zeit; wandte sich nach einem Medizinstudium unter dem Eindruck der Bücher des Euklid der Mathematik und Physik zu; ab 1589 Professor der Mathematik an der Universität Pisa, ab 1592 (nach Zwischenaufenthalt in Florenz) Professor in Padua, 1610 Hofmathematiker in Florenz. Die Naturwissenschaft verdankt Galilei die Begründung der induktiven Methode. Durch seine Forschungen, insbesondere durch die Einführung des systematischen Experiments, gilt er als Begründer der neueren Naturwissenschaften. Galilei schuf wichtige Grundlagen der Physik, insbesondere der klassischen Mechanik. Er begründete die Kinematik und Dynamik, formulierte wesentliche Teile des Trägheitsgesetzes (Galilei'sches Trägheitsgesetz), untersuchte die gleichförmige und die gleichmäßig beschleunigte Bewegung, studierte 1589 die Fallgesetze (De motu) und später den Wurf (womit er die Parabel in die Kinematik einführte), entdeckte mit 18 Jahren im Dom zu Pisa das Gesetz der Schwingungsdauer des Pendels und nutzte später die Konstanz kleiner Pendelschwingungen zur Zeitmessung aus; erfand 21-jährig die hydrostatische Waage (Wasserwaage; beschrieben in La bilancetta, 1586), das Thermoskop und den Proportionalzirkel; erkannte in der Akustik neben M. Mersenne den Zusammenhang zwischen Tonhöhe und Frequenz; untersuchte in der Festigkeitslehre das Verhalten belasteter elastischer Körper; versuchte sich an einer Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit. Die Astronomie verdankt ihm zahlreiche Entdeckungen mit dem 1609 nachgebauten holländischen Fernrohr (Galilei'sches Fernrohr), dessen erstes eine neunfache (später dreißigfache) Vergrößerung hatte: er entdeckte am 7.1.1610 die vier hellsten Jupitermonde (Galilei'sche Monde), bemerkte den Saturnring (ohne allerdings seine wahre Ringnatur zu erkennen), beobachtete als erster Mondgebirge und -krater sowie 1611 (nach J. Fabricius) die Sonnenflecken, die Phasenwechsel der Venus und des Merkur (die ihm als Beweis für die Richtigkeit der kopernikanischen Lehre galten) und die Zusammensetzung der Milchstraße aus unzähligen Sternen; beobachtete (wie erst seit 1980 bekannt ist) als erster mit dem Fernrohr den Planeten Neptun, ohne allerdings seine wahre Natur zu erkennen; veröffentlichte seine astronomischen Beobachtungen 1610 in Sidereus nuncius (Sternenbotschaft). – Als Anhänger der kopernikanischen (heliozentrischen) Lehre und aufgrund seines öffentlichen Eintretens für das System des Copernicus geriet er mit der damaligen kirchlichen Auffassung in Widerstreit. Von der römischen Inquisition 1616 angeklagt, versprach er, das neue Weltsystem, das von der Inquisition als "töricht" und "schriftwidrig" erklärt worden war, weder zu lehren noch zu verteidigen. Dennoch verfasste er 1626-30 eine Verteidigungsschrift des heliozentrischen Systems (Dialogo sopra i due massimi sistemi..., "Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische"), in der er die Richtigkeit des kopernikanischen Systems zu beweisen versuchte. Papst Urban VIII. beauftragte im Jahr des Erscheinens dieses Werkes (1632) eine Kommission mit dessen Begutachtung; es wurde im gleichen Jahr wieder eingezogen, und Galilei wurde in einem Prozess am 22.6.1633 gezwungen, dieser Lehre öffentlich und feierlich abzuschwören (der Ausspruch, "und sie bewegt sich doch", ist legendär). Die letzten Lebensjahre verbrachte er als Gefangener der Inquisition in seinem Landhaus zu Arcetri (bei Florenz). Trotz seiner Erblindung (1637) arbeitete er noch an seinem letzten Werk Discorsi e dimostrazioni matematiche... ("Unterredungen und mathematische Demonstrationen über zwei neue Wissenszweige, die Mechanik und die Fallgesetze betreffend"), das 1638 in Leiden erschien und vor allem physikalische Probleme (z. B. Fallgesetze, Pendelschwingungen) behandelt. Die aus Zeit und Umständen erklärbare Galilei-Frage hat lange das Verhältnis der Kirche zur Naturwissenschaft belastet. 1992 wurde Galilei formell vom Vatikan rehabilitiert. – Nach Galilei sind einige weitere Begriffe aus der Physik und Astronomie benannt, so die Beschleunigungseinheit Galilei, die Galilei-Invarianz, das Galilei'sche Bezugssystem (Galilei-System), die Galilei-Transformation, ferner die Galileo Regio (eine große, kraterreiche Region auf dem von ihm entdeckten Jupitermond Ganymed) und die am 18.10.1989 gestartete Jupiter-Raumsonde Galileo, die den Riesenplaneten Ende 1995 erreicht hat.

KIK


GalileiGalilei, Galileo
  • Die Autoren

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lexikons der Kartographie und Geomatik

Herausgeber und Redaktion (jew. mit Kürzel)

JBN

Prof. Dr. Jürgen Bollmann, Universität Trier, FB VI/Kartographie

WKH

Prof. Dr. Wolf Günther Koch, Technische Universität Dresden, Institut für Kartographie

ALI

Dipl.-Geogr. Annette Lipinski, Köln

Autorinnen und Autoren (jew. mit Kürzel)

CBE

Prof. Dr. Christoph Becker, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Fremdenverkehrsgeographie

WBE

Dipl.-Met. Wolfgang Benesch, Offenbach

ABH

Dr. Achim Bobrich, Universität Hannover, Institut für Kartographie und Geoinformatik

GBR

Dr.-Ing. Gerd Boedecker, Bayrische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Erdmessung, München

JBN

Prof. Dr. Jürgen Bollmann, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

WBO

Dr. Wolfgang Bosch, Deutsches Geodätisches Forschungsinstitut, München

CBR

Dr. Christoph Brandenberger, ETH Zürich, Institut für Kartographie, (CH)

TBR

Dipl.-Geogr. Till Bräuninger, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

KBR

Prof. Dr. Kurt Brunner, Universität der Bundeswehr, Institut für Photogrammetrie und Kartographie, Neubiberg

MBR

Prof. Dr. Manfred F. Buchroithner, TU Dresden, Institut für Kartographie

EBN

Dr.-Ing. Dr. sc. techn. Ernst Buschmann, Potsdam

WBH

Prof. Dr. Wolfgang Busch, TU Clausthal-Zellerfeld

GBK

Dr. Gerd Buziek, München

ECS

Prof. Dr. Elmar Csaplovics, TU Dresden, Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung

WDK

Prof. Dr. Wolfgang Denk, FH Karlsruhe, Hochschule für Technik, FB Geoinformationswesen

FDN

Doz. Dr. Frank Dickmann, TU Dresden, Institut für Kartographie

RDH

Prof. Dr. Reinhard Dietrich, TU Dresden, Institut für Planetare Geodäsie

DDH

Dr. Doris Dransch, Berlin

HDS

Prof. Dr. Hermann Drewes, Deutsches Geodätisches Forschungsinstitut, München

DER

Dr. Dieter Egger, TU München, Institut für Astronomische und Physikalisch Geodäsie

RET

Dr. jur. Dipl.-Ing. Rita Eggert, Karlsruhe

HFY

Dipl.-Geogr. Holger Faby, Europäisches Tourismus Institut GmbH an der Universität Trier

GGR

Univ. Ass. Dr. MA Georg Gartner, TU Wien, Institut für Kartographie und Reproduktionstechnik, (A)

CGR

Prof. Dr. Cornelia Gläßer, Martin-Luther-Universität, Halle/S.-Wittenberg, Institut für Geographie

KGR

Dr. Konrad Großer, Institut für Länderkunde, Leipzig

RHA

Dr. Ralph Hansen, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

HHT

Dipl.-Met. Horst Hecht, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Hamburg

BHK

Prof. Dr.-Ing. Bernhard Heck, Universität Karlsruhe, Geodätisches Institut

FHN

Dr. Frank Heidmann, Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart

RHN

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Didaktik der Geographie

KIK

Prof. Dr. Karl-Heinz Ilk, Universität Bonn, Institut für Theoretische Geodäsie

WKR

Dipl.-Geol. Wolfgang Kaseebeer, Universität Karlsruhe, Lehrstuhl für Angewandte Geologie

KKN

Prof. Dr. Ing. Karl-Hans Klein, Bergische Universität Wuppertal, FB 11, Vermessungskunde/ Ingenieurvermessung

AKL

Dipl.-Geogr. Alexander Klippel, Universität Hamburg, FB Informatik

CKL

Dr. Christof Kneisel, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

WKH

Prof. Dr. Wolf Günther Koch, Technische Universität Dresden, Institut für Kartographie

IKR

Prof. Dr. Ingrid Kretschmer, Universität Wien, Institut für Geographie und Regionalforschung, (A)

JKI

Dr. Jan Krupski, Universität Wroclaw (Breslau), Institut für Geographie, (PL)

CLT

Dipl.-Geogr. Christian Lambrecht, Institut für Länderkunde, Leipzig

ALI

Dipl.-Geogr. Annette Lipinski, Köln

KLL

Dr. Karl-Heinz Löbel, TU Bergakademie Freiberg

OMF

Dr. Otti Margraf, Beucha

SMR

Prof. Dr. Siegfried Meier, TU Dresden, Institut für Planetare Geodäsie

SMI

Dipl.-Geogr. Stefan Neier-Zielinski, Basel (CH)

GML

Dr. Gotthard Meinel, Institut für Ökologische Raumentwicklung, Dresden

RMS

Roland Meis, Puls

BMR

Prof. Dr. Bernd Meißner, Technische Fachhochschule Berlin, FB 7

MMY

Doz. Dr. Dipl.-Ing. Miroslav Miksovsky, TU Prag, Fakultät Bauwesen, (CZ)

AMR

Dr. Andreas Müller, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt.Kartographie

JMR

Dr.-Ing. Jürgen Müller, TU München, Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie

MND

Dr. Maik Netzband, Universität Leipzig, Institut für Geographie

JNN

Prof. Dr. Joachim Neumann, Wachtberg

ANL

Dr. Axel Nothnagel, Universität Bonn, Geodätisches Institut

FOG

Prof. Dr. Ferjan Ormeling, Universität Utrecht, Institut für Geographie, (NL)

NPL

Dr. Nikolas Prechtel, TU Dresden, Institut für Kartographie

WER

Dr. Wolf-Dieter Rase, Bundesamt für Städtebau und Raumplanung, Abt. I, Bonn

KRR

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WRT

Prof. Dr. Wolfgang Reinhardt, Universität der Bundeswehr, Institut für Geoinformation und Landentwicklung, Neubiberg

HRR

Heinz W. Reuter, DFS Deutsche Flugsicherung GmbH, Offenbach

SRI

Dipl.-Geogr. Simon Rolli, Basel (CH)

CRE

Dipl.-Ing. Christine Rülke, TU Dresden, Institut für Kartographie

DSB

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MST

Dr. Mirko Scheinert, TU Dresden, Institut für Planetare Geodäsie

WSR

Dr.-Ing. Wolfgang Schlüter, Wetzell

RST

Dr. Reinhard-Günter Schmidt, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

JSR

PD Dr. Ing. Johannes Schoppmeyer, Universität Bonn, Institut für Kartographie und Geoinformation

HSN

Prof. Dr. Heidrun Schumann, Universität Rostock, Institut für Computergraphik, FB Informatik

BST

PD Dr. Brigitta Schütt, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Physische Geographie

HSH

Prof. Dr.-Ing. Harald Schuh, TU Wien, Institut für Geodäsie und Geophysik, (A)

GSR

Prof. Dr. Günter Seeber, Universität Hannover, Institut für Erdmessung

KSA

Prof. Dr. Kira B. Shingareva, Moskauer Staatliche Universität für Geodäsie und Kartographie, (RU)

JSS

Dr. Jörn Sievers, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt

MSL

Prof. Dr. Michael H. Soffel, TU Dresden, Lohrmann-Observatorium

ESS

Prof. Dr. em. h.c. Ernst Spiess, Forch (CH)

WSS

Doz. i.R. Dr. Werner Stams, Radebeul

MSR

Dipl.-Geogr. Monika Stauber, Berlin

KST

Prof. Dr. em. Klaus-Günter Steinert, TU Dresden, Lohrmann-Observatorium

PTZ

Dr. Peter Tainz, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

ETL

Dr. Elisabeth Tressel, Universität Trier, FB VI/Physische Geographie

AUE

Dr. Anne-Dore Uthe, Institut für Stadtentwicklung und Wohnen des Landes Brandenburg, Frankfurt/Oder

GVS

Dr.-Ing. Georg Vickus, Hildesheim

WWR

Dipl.-Geogr. Wilfried Weber, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

IWT

Prof. Dr. Ingeborg Wilfert, TU Dresden, Institut für Kartographie

HWL

Dr. Hagen Will, Gießen

DWF

Dipl.-Ing. Detlef Wolff, Leverkusen

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