Lexikon der Kartographie und Geomatik: geoökologische Karte
geoökologische Karte, GÖK, GÖK 25, E geoecological map, die geoökologische Karte will eine großmaßstäbige geoökologische Bestandsaufnahme vornehmen und geoökologische Raumeinheiten im Sinne einer ganzheitlichen (holistischen) Erfassung als homogene ökosystemare Wirkungsgefüge abgrenzen und darstellen.
Von dem "Arbeitskreis geoökologische Raumgliederung und Leistungsvermögen des Landschaftshaushaltes" (AK GÖK/LVL), bestehend aus Wissenschaftlern an der Hochschule und in der Praxis, wird 1988 mit dem "Handbuch und Kartieranleitung Geoökologische Karte 1 : 25 000 (KA GÖK 25)" erstmals ein Instrument zur Normierung der Erfassung und Darstellung naturhaushaltlicher Gegebenheiten sowie der Aggregierung der Einzelparameter zu geoökologischen Raumeinheiten herausgegeben. Der Wunsch, mit der geoökologischen Bestandsaufnahme und Raumgliederung zugleich für den Praktiker eine Grundlage zur Bewertung des Leistungsvermögens des Landschaftshaushaltes zu liefern, zwingt zu weitgehendem Verzicht auf Messungen und mehrjährige Feldarbeiten sowie zu einfachen Darstellungsprinzipien (Baukastensystem).
Die Konzeption der GÖK sieht mehrere Verfahrensschritte zur Aufnahme und Raumgliederung vor. Zunächst werden die Geoökofaktoren (Relief, Boden, Bodenwasser, Oberflächengewässer, Klima, reale Vegetation und anthropogene Einflüsse) im Maßstab 1 : 10 000 kartiert, selbstverständlich unter Zuhilfenahme bestehender Karten, digitaler Geländemodelle, Luftbilder usw. Detaillierungsgrad und Schwerpunkte richten sich nach der Gebietsstruktur. Durch die Überlagerung sog. Strukturgrößen, das sind Einzelmerkmale mit definierten Klassengrenzen, werden dann geoökologische Raumeinheiten (z. B. Ökotope oder Ökotopgefüge) ausgewiesen. Zu den Strukturgrößen zählen u. a. Hangneigung, Bodenart, Gründigkeit, pH-Wert, nutzbare Feldkapazität, Oberflächengewässer und Vegetationsstruktur. Die so ausgewiesenen Areale werden schließlich mit Hilfe klima-, wasser- und stoffhaushaltlicher Prozesskennwerte (z. B. Energiedargebot, Wasserversorgung, Nährstoffdargebot, Feststofftransport) inhaltlich gekennzeichnet und gegebenenfalls feiner untergliedert. Am Ende steht eine Karte im Maßstab 1 : 25 000 mit der endgültigen Abgrenzung der geoökologischen Raumeinheiten und einer graphischen Füllung mit ausgewählten geoökologischen Einzelmerkmalen und Prozessgrößen. Zur Karte gehört ein Erläuterungsheft mit Text und Tabellen zu den Struktur- und Funktionsdaten der Ökotop-Typen.
Die jüngere Entwicklung des GÖK-Konzepts wendet sich von der "neutralen" Ökotop-Ausweisung, basierend im Wesentlichen auf den Strukturgrößen, verstärkt hin zu feinerer und quantifizierter Prozesskennzeichnung. Dabei wird besonders dem Wasser- und Nährstoffhaushalt ein hoher Stellenwert eingeräumt. Mosimann und Zepp sind Beispiele für diese Richtungsänderung.
RST
Literatur: [1] LESER, H. & KLINK, H.-J. (Hrsg.) (1988): Handbuch und Kartieranleitung Geoökologische Karte 1 : 25 000 (KA GÖK 25). – Forschungen zur Deutschen Landeskunde, 228. Trier. [2] MOSIMANN, Th. (1990): Ökotope als elementare Prozesseinheiten der Landschaft. Konzept zur prozessorientierten Klassifikation von Geoökosystemen. – Geosynthesis, 1, Hannover. [3] ZEPP, H. & MÜLLER, M.J. (Hrsg.) (1999): Landschaftsökologische Erfassungsstandards. Ein Methodenbuch. – Forschungen zur Deutschen Landeskunde, 244. Flensburg.
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