Lexikon der Kartographie und Geomatik: geowissenschaftliche Karten
geowissenschaftliche Karten, E geo-scientific maps, Gesamtheit der thematischen Karten in denen Komponenten und Sachverhalte der Geosphäre (Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryo-, Litho- und Biosphäre) dargestellt werden. Eine Gliederung geowissenschaftlicher Karten erfolgt primär nach den Wissenschaften, die diese Komponenten untersuchen (Geophysik, Geologie, Bodenkunde, Hydrologie, Klimatologie u. a.). Neben der disziplinären Unterscheidung können diese nach ihren zugrundeliegenden Datenstrukturen, Informationsarten und Präsentationsformen gegliedert werden. In die Gruppe von geowissenschaftlichen Karten, die überwiegend qualitative Sachverhalte und die graphische Repräsentation von Informationen der real vorhandenden diskreten Objekte mit unmittelbaren Flächenbezug enthalten, gehören geologische Karten, Bodenkarten, ingenieurgeologische Karten geomorphologische Karten, Vegetationskarten und geoökologische Karten. Die Bearbeitung von großmaßstäbigen Karten dieser Gruppe erfolgt mit Hilfe der Daten und Informationen, die im Rahmen von Feldaufnahmen, Kartierungen sowie Interpretation von Luft- und Satellitenbildern gewonnen werden. Karten mittlerer und kleiner Maßstäbe werden aus diesen Aufnahmekarten über Aggregationsverfahren und Neubildung von Raumeinheiten abgeleitet. Die kartographische Abbildung dieser Informationen erfolgt hauptsächlich durch Abgrenzung von Verbreitungsflächen oder exakte geometrische Abgrenzung von Grundrissen konkreter Objektflächen. Ziel ist es, eine landesweite, flächendeckende Aufnahme der Komponenten Boden, Wasser, Luft usw. als Grundlage für Planungen, Erforschung von Ressourcen und Umweltschutz zu erreichen. Die zweite Gruppe geowissenschaftlicher Karten umfasst geophysikalische Karten, hydrologische Karten, hydrographische Karten, ozeanologische Karten, Klimakarten usw., die vorwiegend Ergebnisse langjähriger Beobachtungs- und Messreihen sowie Mittelwerte kontinuierlich gemessener oder beobachteter Größen enthalten. Die Wiedergabe erfolgt entweder in Karten mittleren oder kleinen Maßstabs in Form von Isolinien oder Vektoren (Pfeildarstellung) oder über dynamische kartographische Präsentationsformen, wie Animationen, Virtuelle Realität. Basis sind Modellrechnungen, Interpolationen und statistische Berechnungen, die auf Messnetzen beruhen.
Anstelle geowissenschaftlicher Karten als alleiniger Träger und Speicher von Geoinformation, d. h. zur Aufnahme und Darstellung von geowissenschaftlichen Sachverhalten, treten zunehmend digitale geowissenschaftliche Fachinformationssysteme, mit denen neben der Datenverwaltung, aufgabenspezifische und handlungsbezogene Bearbeitungen und Auswertungen der raumbezogenen geowissenschaftlichen Fachdaten und Geobasisdaten in einem einheitlichen Raumbezugssystem jederzeit geowissenschaftliche Karten als Präsentation einer Bestandsaufnahme, Auswertung oder Dokumentation abgeleitet werden können. Neben Informationssystemen werden neuere Verfahren und Werkzeuge zur Visualisierung und Präsentation von geowissenschaftlichen Daten und Modellen in kartographischen Medien angewendet, z. B. in der Klimatologie oder Hydrologie zur Darstellung einzelner Modellparameter und Szenarien in Kartenserien mit animierter Abfolge (Computeranimation). Während im wissenschaftlichen Bereich im Rahmen von Forschungsaufgaben und Projekten geowissenschaftliche Karten und Fachinformationssysteme auf einen ausgewählten Raumausschnitt methodisch und disziplinär beschränkt werden, sind in der öffentlichen Verwaltung der Aufbau integrierter Fachinformationssysteme vorrangig, in denen geowissenschaftliche Karten in Form von landesweit flächendeckenden Kartenwerken (z. B. geologische Karten, Bodenkarten, Landnutzungskarten) in den jeweilig zuständigen Landesämtern und anderen Institutionen des Landes oder Bundes bearbeitet und herausgegeben werden. Geowissenschaftliche Karten bilden auch einen wesentlichen Bestandteil von Regionalatlanten, Nationalatlanten, Weltatlanten sowie von thematischen Fachatlanten zur Geologie, Klimatologie, Hydrologie, Biogeographie. Außerdem gibt es weltweit zahlreiche regionale geowissenschaftliche Fachatlanten.
AUE
Literatur: [1] VINKEN, R. (1985): Digitale Geowissenschaftliche Kartenwerke. Ein neues Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft. In: Nachrichten aus dem Karten- u. Vermessungswesen, R. I, Nr. 95, S.163-173. Frankfurt a.M. [2] ZITZMANN, A. (1994): Geowissenschaftliche Karten in der Bundesrepublik Deutschland. In: Z. dt. geol. Ges., 145, S. 38-87, Hann.
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