Lexikon der Kartographie und Geomatik: Ikonizität
Ikonizität, E iconicity, in der Kartographie die Übereinstimmung zwischen Objekten und den sie repräsentierenden Zeichen in der Karte bzw. in kartographischen Medien (kartographische Zeichentheorie). Abgeleitet ist der Begriff aus dem griechischen Wort Ikon für eine stilisierte Abbildung, die mit dem Objekt, das durch Zeichen abgebildet wird, optische Ähnlichkeit aufweist. Eine Übereinstimmung zwischen einzelnen Zeichen und Objekten in Karten wird, neben der geometrischen Definition von Zeichen als punkt-, linien- oder flächenförmige Zeichen, vor allem durch die graphische Abbildung von inhaltlichen Objektmerkmalen erzielt, die optische Eigenschaften besitzen. Der Grad dieser Übereinstimmung ergibt sich daraus, wie charakteristisch die Merkmale für das Objekt sind, wie charakterisierend sie im Zeichen abgebildet werden und wie bekannt diese Bedeutungsrelationen sind bzw. wie leicht diese erschlossen werden können. Abhängig vom Grad der Übereinstimmung, aber auch abhängig von Nutzungssituationen, ist das Maß der Erläuterung von Bedeutungsrelationen in Zeichenerklärungen (Legende) und anderen kartographischen Medien mit Erläuterungsfunktion.
Das Anlegen von Ikonizität in konkreten Zeichen wird von drei Abbildungsaspekten bestimmt (Abb.): 1. Vom Abstraktionsgrad der repräsentierten Zeichenbedeutung, d. h. von dem materiellen bis theoretischen Charakter abgebildeter Objekte, Sachverhalte und Sachverhaltsmerkmale, wobei mit zunehmender Abstraktheit die ikonischen Abbildungsmöglichkeiten abnehmen. 2. Von der mentalen Realisierung der Zeichen durch Assoziationen und Analogiebildungen. So nimmt die Möglichkeit der mentalen Realisierung der repräsentierten Zeichenbedeutung zu, wenn Aspekte der abgebildeten Zeichenbedeutung entweder mental verfügbar und/oder aus dem Zeichen durch Assoziationen ableitbar sind. 3. Der Grad der Ikonizität selbst, der bei Zunahme eine erhöhte Übereinstimmung zwischen Bedeutung und Zeichen charakterisiert.
Die gesamte Breite der Anlage von Ikonizität in Zeichen umfasst die Abbildung konkreter Objekte, die ikonographisch individuell eindeutig repräsentiert werden, abstrahierter Klassen und Sachverhalte, von denen optische invariante Merkmale abgebildet werden sowie komplexe Merkmalbeziehungen bzw. theoretische Merkmalkomplexe ohne materiellen Gehalt, wie sie z. B. in wissenschaftlichen Karten vorkommen und die nicht ikonisch abgebildet werden können. Die mentale Realisierung der genannten Bedeutungsstrukturen von Zeichen wird verbessert, wenn diese durch zusätzliche beispielhafte Merkmale oder, da diese auf gedanklich verfügbaren Kodes basieren, durch konventionelle, symbolische und indexikalische Merkmale ergänzt oder erweitert werden. Eingeschränkt wird die mentale Realisierung dagegen, wenn Teilaspekte von Klassen, Sachverhalten oder Merkmalbeziehungen theoretischen Charakter aufweisen und damit nicht ikonischer Natur sind.
Die Ikonizität von Kartenzeichen ist neben ihrer generellen Funktion für die kartographische Zeichenmodellierung vor allem bei der Entwicklung fachspezifischer Zeichenmodelle (kartographisches Zeichenmodell) von Bedeutung. Dies betrifft besonders den nutzerorientierten Austausch von raumbezogenen Informationen im Rahmen von raumbezogenen Handlungen bzw. kartographischen Handlungsfeldern.
JBN, PTZ
Literatur: [1] BOLLMANN, J. (1977): Probleme der kartographischen Kommunikation. Bonn-Bad Godesberg. [2] ECO, U. (1987): Semiotik. Entwurf einer Theorie der Zeichen. München. [3] TAINZ, P. (1992): Kartographische Zeichen und ihre Beziehung zur Wirklichkeit. In: Brogatio, H.-P. & Cloß, H.-M. (Hrsg.): Geographie und ihre Didaktik. Festschrift für Walter Sperling, Teil 2. (= Materialien zur Didaktik der Geographie, Bd. 16), Trier, 363-372.
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