Lexikon der Kartographie und Geomatik: Kartenentwurf
Kartenentwurf, kartographischer Entwurf, E compilation (cartography), sowohl der Prozess als auch das Ergebnis der redaktionellen und kartographischen Bearbeitung von Karten bzw. von georäumlichen Daten in einer ersten oder frühen Phase bzw. Version, die als Vorlage bzw. Ausgangsbasis für die Weiterverarbeitung zum kartographischen Original dient (vgl. Kartenredaktion).
1. In der konventionellen Kartographie unterscheidet man drei vor der Vervielfältigung (Druck) liegende Phasen bzw. Zwischenprodukte der Kartenbearbeitung und Kartenherstellung: Autorenoriginal (AO) – Kartenentwurf – kartographisches Original. Hier entspricht der Kartenentwurf einer auf Grundlage des AOs und/oder anderen (Karten-)materials zusammengestellten Karte. Diese wird zumeist in etwas vereinfachtem Zeichenschlüssel, nach Redaktionsanweisungen auf transparentem Material oder auf einer Arbeitskarte gezeichnet. Während des Zeichnens erfolgt häufig eine Generalisierung gegenüber dem Ausgangsmaterial (vgl. kartographische Generalisierung). Auch werden für Karten mit hoher Kartenbelastung gesonderte Schriftvorlagen und/oder eine Farbvorlage für die Flächenfarben bearbeitet. Der Kartenentwurf bildet die Vorlage für die Originalherstellung (Zeichnung).
2. Der manuelle Kartenentwurf dient als Grundlage für die Kartenbearbeitung mit Programmen des desktop publishing bzw. desktop mapping. Vielfach wird allerdings nach Vorlagen gearbeitet, die zwar die genaue Lage der Kartenzeichen ausweisen, die jedoch vom konzipierten Zeichenschlüssel erheblich abweichen. Die dem endgültigen Zeichenschlüssel entsprechenden graphischen Attribute bzw. Formate (Strichbreiten und -farben, Flächenfüllungen, Schriften) sowie drucktechnische Parameter lassen sich vor, während oder nach der Erfassung der Geometrie einstellen. Man erhält ein Zwischenergebnis (z. B. als Farbausdruck), das dem Endprodukt in der graphischen Gestaltung und Qualität bereits sehr nahe kommt. Zeichnerischer Kartenentwurf und kartographische Originalherstellung werden hier zu einem Arbeitsgang zusammengefasst. Folgen einer ersten Computerausgabe einer Karte inhaltliche, gestalterische und technische Korrekturen sowie weitere Ausdrucke, kann die erste Ausgabe als Kartenentwurf bezeichnet werden.
3. Wird die Karte mit einem Kartenkonstruktionsprogramm oder aus einem Geoinformationssystem heraus erarbeitet (vgl. kartographisches Konstruktionsmodell), können die erwähnten drei Arbeitsphasen (vgl. 1.) zu einem Arbeitsgang vereint sein, vorausgesetzt, alle erforderlichen Geometrien sind digital verfügbar. Weder ein AO noch ein Kartenentwurf im herkömmlichen Sinne sind erforderlich, wohl aber das inhaltliche Konzept des Kartenautors, u. U. als Legendenentwurf oder als Klassifizierung der darzustellenden Sachdaten, sowie das kartographisch-gestalterische Konzept. Daher lassen sich erste auf dem Bildschirm oder als Ausdruck visualisierte Ergebnisse zugleich als AO und Kartenentwurf ansprechen. Sie werden oft als Arbeitskarte bezeichnet. Die Qualität kartographischer Originale wird meist erst durch die anschließenden Editierarbeiten (vgl. Editierung) erreicht.
Die Einordnung des Kartenentwurfs in die drei skizzierten Wege der Kartenbearbeitung trägt schematischen Charakter. In der Praxis werden häufig hybride Verfahren angewendet, in denen der Datenkonvertierung eine bedeutende Rolle zukommt.
KGR
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