Lexikon der Kartographie und Geomatik: Numismatische Kartographie
Numismatische Kartographie, E numismatic cartography, Landkartenmotive auf Münzen bilden ein Sammelgebiet von Numismatikern. Solche Münzen werden vorwiegend als Gedenkmünzen in Edelmetallprägungen, oft in geringen Stückzahlen, ausgegeben, Umlaufmünzen gibt es nur von wenigen Staaten; sie sind meist in Stahl oder in einer Kupfer-Nickel-Legierung geprägt. Bis 1965 gab es nur selten Kartographische Münzbilder, insgesamt weniger als 20 Stück. Einige wenige frühere Emissionen zeigen stilisierte Erdkugelbilder (Mexiko von 1732-72) oder kleine Weltkarten. In den Jahren 1965-88 wurden durchschnittlich jährlich acht, zusammen ca. 200, ausgegeben und von 1989-95 waren es im Mittel 25, seit 1997 wieder deutlich weniger.
Die insgesamt ca. 500 Landkartenmünzen von etwa 120 Staaten und Gebieten sind detailliert in einem Katalog von U. Freitag erfasst.
Die reichliche Hälfte davon entfällt auf 16 Staaten. Anlässe für Münzausgaben mit kartographischen Motiven sind oft politisch oder wirtschaftlich motiviert; sie betreffen a) die nationale Unabhängigkeit, b) die territoriale Reichweite internationaler und regionaler Organisationen, dann meist ausgegeben von einem Mitgliedsland, c) den nationalen Zusammenschluss und d) internationale Sonderprogramme. Weiterhin treten historische Anlässe hervor wie e) olympische Spiele und andere internationale Sportveranstaltungen (z. B. Welt- oder Erdteilmeisterschaften), f) Motive zur Technikgeschichte, zur Entdeckungs- und Erforschungsgeschichte sowie zur politischen Geschichte.
Die geringe Größe der Münzfläche setzt der Gestaltung Grenzen. Im Unterschied zum Druck auf Papier (philatelistische Kartographie) treten aber bei Münzbildern die kartographischen Motive meist fein ziseliert plastisch hervor. Oft ist der Verlauf dargestellter Küsten, Flüsse und Grenzen sowie der eingetragenen Routen u.a. thematischer Elemente erstaunlich exakt. In der Prägung sind zum Teil Land- und Wasserflächen strukturiert und das Relief oder hervorzuhebende Zeichen plastisch erhaben gestaltet. Oft liegt dann mit der zusätzlichen Beschriftung (Landesname, Wertangabe) ein in der vorgegebenen runden Form dekoratives Münzbild vor (vgl. die Abbildungen).
Als Kartenmotive kommen häufig vor: Erdkartendarstellungen, hierfür besonders geeignet das Symbol der UNO (Abb.1). Eine Planisphäre zeigt eine russische Gedenkmünze von 1983. Erdteile, für Europa z. B. die Europäische Union 1985 von Italien und künftig auf allen Euro-Münzen, Afrika, von mehreren Staaten für OAU oder zur Propagierung des Artenschutzes, Südamerika, von Argentinien 1978 benutzt. Von Asien gelangen meist nur Großräume zur Abbildung, so von Singapur und Malaysia die ASEAN. Staaten repräsentieren sich häufig in Form ihrer Landesfläche, z. B. Kanada, Brasilien (1972) und Liberia; Italien (1990) aus Anlass der Fußball-Weltmeisterschaften (Abb. 2).
Von der ansehnlichen Anzahl thematisch geprägter Kartendarstellungen auf Münzen sei auf eine russische Ausgabe zur Antarktis-Expedition von F.v. Bellinghausen mit der verzeichneten Schiffsroute verwiesen (Abb. 3).
Als materielle Wertobjekte, als künstlerisch-technische Leistungen und als geschichtliche Zeugen bleiben Münzen allgemein und auch Landkartenmünzen Sammelobjekte, auch wenn sie kaum noch als Umlaufmünzen anzutreffen sein werden.
WSS.
Literatur: FREITAG, U. (1999): Die Welt auf Münzen. Motive, Gestaltung und Prägung von Landkartenmünzen. Berliner Manuskripte zur Kartographie, Berlin.
Numismatische Kartographie 1:Numismatische Kartographie 1: Tschechische 200 Kronen-Münze zum 50-jährigen Bestehen der Vereinten Nationen UN
Numismatische Kartographie 2:Numismatische Kartographie 2: Münze zur Fußballweltmeisterschaft Italien 1990 aus Andorra.
Numismatische Kartographie 3:Numismatische Kartographie 3: Russische drei Rubel-Münze zur Antarktis-Expedition 1819-1821.
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