Lexikon der Mathematik: algebraische Menge
Nullstellenmenge von Polynomen. Im folgenden sei k ein algebraisch abgeschlossener Körper. Ein n-dimensionaler affiner Raum wird durch Wahl eines affinen Koordinaten-systems mit dem Raum 𝔸n(k) = kn aller n-Tupel mit Koeffizienten aus k identifiziert, und die Algebra der ganz-rationalen Funktionen wird dabei mit der Polynomalgebra k[X1, ···, Xn] identifziert. Eine affine algebraische Menge V = V(F) in 𝔸n(k) ist eine Teilmenge, die aus der Menge aller gemeinsamen Nullstellen einer Menge F ⊂ k [X1, ···, Xn] von Polynomen besteht.
Ist I das von F erzeugte Ideal, so ist F ⊆ I und V(F) = V(I). Nach Hilberts Basissatz besitzt das Ideal I ein endliches Erzeugendensystem, daher ist jede algebraische Menge durch ein endliches Polynomgleichungssystem definiert. Ein grundlegender Fakt ist Hilberts Nullstellensatz (schwache Form):
Ist I ⊆ k [X1, ···, Xn] ein Ideal und V(I) = ∅, so ist I = k [X1, ···, Xn].
Hieraus folgt die äquivalente, scheinbar aber stärkere Formulierung:
Ist I ein Ideal in k [X1, ···, Xn], f ∈ k [X1, ···, Xn] und f | V(I) ≡ 0, so gibt es eine natürliche Zahl N mit fN ∈ I.
Um diese Form aus der schwachen Form herzuleiten, betrachtet man k[X1, ···, Xn] ⊂ k[X1, ···, Xn+1]. Das von I und dem Polynom Xn+1f − 1 erzeugte Polynomideal hat keine Nullstelle, also gibt es nach der schwachen Form des Nullstellensatzes eine Relation
mit
Substituiert man
in diese Relation, erhält man
und nach Multiplikation mit fN für eine hinreichend große Zahl N folgt fN ∈ I.
Ein n-dimensionaler projektiver Raum wird durch Wahl von homogenen Koordinaten mit ℙn(k) = kn+1\{0}/k∗ identifiziert. Homogene Koordinaten sind allerdings keine Funktionen auf ℙn(k), nur für homogene Polynome f(X0, ···, Xn) ∈ k[X0, ···, Xn] hat die Aussage „a ∈ ℙn(k) ist Nullstelle von f“ einen Sinn. Daher macht es auch Sinn, Nullstellenmengen homogener Polynomideale I in ℙn(k) zu definieren, solche Mengen V = V+(I) heißen projektive algebraische Mengen. Es gilt Hilberts Nullstellensatz (projektive Variante):
Sei I ⊂ k [X0, ···, Xn] ein homogenes Ideal undf ∈ k [X0, ···, Xn] ein homogenes Polynom.
Wenn f | V+(I) ≡ 0, so gibt es eine natürliche Zahl ℕ mit fN ∈ I.
Eine algebraische Menge V heißt irreduzibel, wenn sie nicht Vereinigung von zwei echten, nichtleeren algebraischen Teilmengen ist. Für das größte Ideal I = IV = {f; f|V = 0} mit V(I) = V (bzw. V+(I) = V) bedeutet dies: I ist ein Primideal. Jede algebraische Menge V besitzt eine eindeutige Darstellung als Vereinigung endlich vieler irreduzibler algebraischer Mengen, genannt die irreduziblen Komponenten von V.
Bezüglich der Standardeinbettung 𝔸n(k) ⊂ ℙn(k) besteht eine bijektive Korrespondenz zwischen algebraischen Teilmengen von 𝔸n(k) und solchen algebraischen Teilmengen von ℙn(k), die keine Komponente in der „unendlich fernen“ Hyperebene V+(X0) = ℙn(k) \ 𝔸n(k) haben. Diese Korrespondenz wird in der einen Richtung durch Schneiden mit 𝔸n(k), und in der anderen Richtung durch topologische Abschließung in der Zariski-Topologie gegeben.
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