Lexikon der Mathematik: at-Tūsī, Nasīr ad-Dīn, Abū Ğafar, Muḥammad ibn Muḥammad ibn al-Ḥassan
persischer Mathematiker, Astronom, Astrologe, Mineraloge, Philosoph, Logiker, Theologe und Staatsmann, geb. 18.2.1201 Tüs (Persien), gest. 26.6.1274 Kädimain (bei Bagdad).
At-Tūsī gründete 1262 in Meragha ein Observatorium. Er erfand und konstruierte dafür mehrere astronomische Instrumente. Er verfaßte etwa 150 Arbeiten, darunter übersetzte und überarbeitete Fassungen von Werken Euklids, Theodosius’ und Apollonius’. In einem Memorandum zur Astronomie kritisierte er die Theorien Ptolemaios’.
Seine wichtigste mathematische Leistung besteht in der konsequenten Begründung der Trigonometrie, die bislang nur als Werkzeug für astronomische Anwendungen diente, als eine eigenständige mathematische Disziplin. Bekannt ist auch, daß er lange vor Pascal das Pascalsche Dreieck der Binomialkoeffizienten lehrte. Darüber hinaus waren seine Arbeiten zum Parallelenpostulat ein wichtiger Schritt in Richtung nichteuklidischer Geometrie.
Nach zwölfjähriger Arbeit am Observatorium veröffentlichte er astronomische Tafeln, die einen Sternenkatalog und Tafeln zur Berechnung planetarer Positionen und Bewegungen enthielten. Er stellte auch Äquinoxberechnungen an. Einer seiner Schüler lieferte später die erste mathematisch befriedigende Erklärung des Regenbogens.
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