Lexikon der Mathematik: beschränkte mittlere Oszillation
eine Eigenschaft der Randwerte gewisser im offenen Einheitskreis 𝔼 holomorpher Funktionen.
Die genaue Definition erfordert etwas Vorbereitung. Zunächst sei g : 𝕋 := ∂𝔼 → ℂ eine Lebesgueintegrierbare Funktion, d.h. g ∈ L1(𝕋). Für einen Kreisbogen I ⊂ 𝕋 betrachtet man den Mittelwert
Nun sei f : 𝔼 → ℂ im Hardy-Raum H1 und f* ∈ L1(𝕋) die zugehörige Randfunktion. Man sagt, daß f ∈ BMOA, falls f* ∈ BMO(𝕋).
Zum Beispiel ist jede beschränkte Lebesgue-meßbare Funktion g : 𝕋 → ℂ in BMO(𝕋), d. h. L∞ (𝕋) ⊂ BMO(𝕋).
Jedoch gibt es auch unbeschränkte Funktionen in BMO(𝕋), nämlich
Entsprechend gilt H∞ ⊂ BMOA, und
Allgemeiner gilt: Ist f eine in 𝔼 schlichte Funktion und a ∉ f (𝔼), so ist log (f − a) ∈ BMOA. Weiter gilt BMOA ⊂ ℬ, BMOA = ℬ, wobei ℬ der Raum der Bloch-Funktionen ist.
Außerdem betrachtet man noch die Räume VMO(𝕋) und VMOA. Für g ∈ L1(𝕋) und δ > 0 sei
Gilt g ∈ BMO(𝕋) und limδ→0Mg(δ) = 0, so heißt g von verschwindender mittlerer Oszillation. Man schreibt auch kurz g ∈ VMO(𝕋). Ist f ∈ H1 und f* ∈ VMO(𝕋), so ist f ∈ VMOA.
Es gibt eine Charakterisierung von BMOA und VMOA durch schlichte Funktionen in 𝔼. Dazu sei Γ eine rektifizierbare Jordankurve und für w1, w2 ∈ Γ sei l(w1, w2) die Länge des kürzeren Bogens auf Γ von w1 nach w2. Die Kurve Γ heißt quasiglatt, falls es eine Konstante c > 0 gibt derart, daß für alle w1, w2 ∈ Γ gilt
Sie heißt asymptotisch glatt, falls
Es sei f eine in 𝔼 holomorphe Funktion. Dann ist f ∈ BMOA bzw. f ∈ VMOA genau dann, wenn f = α log h′ mit einer Konstanten α ∈ ℂ und einerkonformen Abbildung h von 𝔼 auf ein Gebiet G, dessen Rand ∂G eine quasiglatte bzw. asymptotisch glatte Jordankurve ist.
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