Lexikon der Mathematik: Exponentialfunktion
e-Funktion, Exponential-abbildung, eine der zentralen Funktionen innerhalb der (reellen wie auch komplexen) Analysis. Sie ist definiert durch die Potenzreihe
Diese Reihe heißt auch Exponentialreihe. Sie ist in ganz ℂ normal konvergent, und daher ist exp eine ganz transzendente Funktion.
Durch gliedweises Differenzieren der Potenzreihe in (1) ergibt sich für die Ableitung von exp
Ersetzt man in (1) z durch iz und benutzt die Potenzreihendarstellungen für Cosinus und Sinus, so ergibt sich die Eulersche Formel
Mit Hilfe des Cauchy-Produkts für Potenzreihen ergibt sich für w, z ∈ ℂ die Beziehung
das Additionstheorem der Exponentialfunktion, auch als Funktionalgleichung der Exponentialfunktion bezeichnet.
Für w = −z ergibt sich speziell (exp z)−1 = exp (−z), und daher besitzt exp keine Nullstellen. Jedoch wird jeder Wert a ∈ ℂ∗ = ℂ \{0} abzählbar unendlich oft angenommen, d. h. 0 ist der einzige Ausnahmewert von exp.
Algebraisch ausgedrückt bedeutet das Additions-theorem: Die Abbildung exp: ℂ → ℂ∗ ist ein Gruppenhomomorphismus (sogar ein Epimorphismus) der additiven Gruppe ℂ in die multiplikative Gruppe ℂ∗.
Die Exponentialfunktion kann auch dargestellt werden durch die Eulersche Folge
wobei diese Folge in ℂ kompakt konvergent ist.
Aus (4) ergibt sich für z = p/q ∈ ℚ
wobei
die Eulersche Zahl e bezeichnet. Daher schreibt man auch exp z = ez für z ∈ ℂ und nennt die Exponentialfunktion auch e-Funktion.
Damit wird das Additionstheorem zu einer Potenzrechenregel:
Aus (4) und der Eulerschen Formel (3) erhält man die Zerlegung der Exponentialfunktion in Real- und Imaginärteil:
Weitere wichtige Eigenschaften der Exponentialfunktion sind:
- ez+2πi = ez, d. h. exp ist eine 2πi-periodische Funktion.
- |ez|= eRez.
- ex > 0 für x ∈ ℝ.
Von Interesse sind auch die Abbildungseigenschaften der Exponentialfunktion. Für y ∈ ℝ wird die horizontale Gerade { x + iy : x ∈ ℝ } bijektiv auf den Strahl { reiy : r > 0 } von 0 nach ∞ abgebildet, während für x ∈ ℝ die vertikale Gerade { x + iy : y ∈ ℝ } auf die Kreislinie mit Mittelpunkt 0 und Radius r = ex > 0 abgebildet wird, wobei diese unendlich oft „durchlaufen“ wird. Insbesondere wird ℝ streng isoton auf das Intervall (0, ∞), und die imaginäre Achse auf die Einheitskreislinie abgebildet. Schließlich bildet exp den Horizontal-streifen { x + iy : |y| < π } konform auf die geschlitzte Ebene ℂ \ (−∞, 0] ab.
Die Exponentialfunktion kann durch die Differentialgleichung (2) oder das Additionstheorem (4) charakterisiert werden. Es gelten die beiden folgenden Sätze.
1. Es sei G ⊂ ℂ einGebiet mit 0 ∈ G und f eine in Gholomorphe Funktion mit
für alle z ∈ G und f(0) = 1. Dann ist f(z) = ez für z ∈ G.
2. Es sei G ⊂ ℂ ein Gebiet mit 0 ∈ G und f eine in G holomorphe Funktion mit
für alle w, z, w + z ∈ G, f(0) ≠ 0 und f′(0) = 1. Dann ist f(z) = ezfür z ∈ G.
Abschließend sei noch eine interessante zahlentheoretische Eigenschaft der Exponentialfunktion erwähnt. Eine Zahl α ∈ ℂ heißt eine algebraische Zahl, falls p(α) = 0 für ein Polynom
an ≠ 0, n ∈ ℕ mit Koeffizienten a0, a1,…, an ∈ ℤ. Ist nun α eine algebraische Zahl, so ist eα eine transzendente Zahl, d. h. eα ist nicht algebraisch.
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