Lexikon der Mathematik: Finanzmathematik
Teilbereich der Angewandten Mathematik, der sich mit Fragen aus der Finanztheorie beschäftigt.
Mathematische Modelle gewinnen zunehmend Bedeutung bei Banken, Investmentgesellschaften und Versicherungen. Die Finanzmathematik stand lange im Schatten der Versicherungsmathematik und beschränkte sich auf elementare Zinsrechnungen. Tiefere Konzepte finden sich aber bereits bei Louis Bachelier („Théorie de la Speculation”, 1900) und bilden einen der Ausgangspunkte der Theorie stochastischer Prozesse. Das Anwendungspotential stochastischer Modelle im Finanzbereich wurde erst in den 60er Jahren erkannt (Ökonomie-Nobelpreis 1970: P.A.Samuelson). Daneben entwickelte sich die Portfoliotheorie, bei der ein Bestand von Kapitalanlagen mit mathematischen Methoden bezüglich Risiko und Rendite optimiert wird (Ökonomie-Nobelpreis 1990: H.M.Markowitz, M.H.Miller & W.F.Sharpe).
Jüngster Zweig ist die Theorie der Finanzderivate und Zinsmodelle. Ausgehend von einer analytischen Methode zur Berechnung von Aktienoptionen (Black-Scholes-Formel, 1972) entwickelte sich aus stochastischer Analysis und ökonomischer Theorie ein neuer Zweig der Angewandten Mathematik (Ökonomie-Nobelpreis 1997: R.C. Merton & M.S. Scholes).
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