Lexikon der Mathematik: Hardy-Raum
ein vollständiger metrischer Raum von in \([\mathbb{E}=\left\{ z\in \mathbb{C}:\left| z \right| \lt 1 \right\}]\) holomorphen Funktionen.
Hardy-Räume sind von großer Bedeutung in der komplexen und reellen Analysis. Zur genauen Definition sei \([0 \lt p\le \infty ]\). Ist f holomorph in \(\mathbb{E}\) und 0 \([0 \lt r \lt 1]\), so setzt man für p< ∞
Es gilt
Einige Beispiele:
- Für f(z) = 1/(1 − z) gilt f ∈ Hp für 0 < p< 1, aber f ∉ H1. <?PageNum _368
- Ist c > 1 und
\begin{eqnarray}f(z)=\frac{1}{1-z}\Biggl(\frac{1}{z}\log\frac{1}{1-z}\Biggr)^{-c},\end{eqnarray} so ist f ∈ H1. - Für
\begin{eqnarray}f(z)=i\log\frac{1+z}{1-z}\end{eqnarray} gilt f ∈ Hp für 1 ≤ p< ∞. - Ist f holomorph in \(\mathbb{E}\) und das Bildgebiet f(\(\mathbb{E}\)) in einem Winkelraum mit Öffnungswinkel \([\alpha \,\in \,(0,\,2\pi ]]\) enthalten, so ist f ∈ Hp für \([0
Der Raum H2 ist sogar ein Hilbertraum mit dem Skalarprodukt
- (a) Ist f ∈ H1, so gilt \(\underset{{n\to\infty}}\lim{{a}_{n}}=0\).
- (b) Ist 1 < p ≤ 2 und f ∈ Hp, so gilt
\begin{eqnarray}\sum\limits_{n=0}^{\infty}\vert a_{n}\vert^{q}<\infty,\end{eqnarray} wobei\begin{eqnarray}\frac{1}{p}+\frac{1}{q}=1.\end{eqnarray} - (c) Ist 1 ≤ q ≤ 2 und \({\sum}_{n=0}^{\infty }{{\left| {{a}_{n}} \right|}^{q}}\lt \infty\), so ist f ∈ Hp, wobei \(\frac{1}{p}+\frac{1}{q}=1\), falls q > 1 und p = ∞, falls q = 1.
- (d) Ist 0 < p ≤ 2 und f ∈ Hp, so gilt
\begin{eqnarray}\sum\limits_{n=0}^{\infty}n^{p-2}\vert a_{n}\vert^{p}<\infty.\end{eqnarray} - (e) Ist 2 ≤ p< ∞ und \(\sum_{n=0}^{\infty}{{n}^{p-2}}{{\left| {{a}_{n}} \right|}^{p}}<\infty\), so ist f ∈ Hp.
Die Funktion
Eine wichtige Eigenschaft von Hp-Funktionen ist die Existenz radialer Randwerte.
Es sei 0 < p ≤ ∞ und f ∈ Hp. Dann existiert für fast alle t ∈ [0, 2π) der radiale Grenzwert
Weiter gilt für p ≥ 1 und z ∈ \(\mathbb{E}\)die Cauchysche Integralformel
Die zu f ∈ Hp gehörige Funktion \(f*\in {{L}^{p}}\left( \mathbb{T} \right)\) nennt man auch Randfunktion von f. Für die Frage, welche Funktionen \(f*\in {{L}^{p}}\left( \mathbb{T} \right)\) als Randfunktionen von Hp-Funktionen vorkommen, spielen die Fourierkoeffizienten \(\hat{\varphi }\left( n \right)\) von Funktionen \(\varphi \in {{L}^{1}}\left( \mathbb{T} \right)\) eine entscheidende Rolle. Diese sind definiert durch
Es sei f ∈ H1und \(f\left( z \right)=\sum_{n=0}^{\infty}\,{{a}_{n}}{{z}^{n}}\). Dann gilt \(\widehat{f*}(n)={{a}_{n}}\)für \(n\in {{\mathbb{N}}_{0}}\)und \(\widehat{f*}(n)=0\)für n< 0.
Ist 1 ≤ p ≤ ∞ und f \(f*\in {{L}^{p}}\left( \mathbb{T} \right)\)gegeben, so existiert eine Funktion f ∈ Hp derart, daß (1) genau dann gilt, wenn \(\widehat{f*}(n)=0\)für alle n< 0.
Im Fall 1 < p< ∞ ist die Riesz-Projektion
Analoge Aussagen gelten in der oberen Halbebene {x + iy : y > 0}, wenn man von
Analog definiert man \(\mathcal{H}\)1(ℝd) mittels der höherdi-mensionalen Analoga der Hilbert-Transformation, nämlich der Riesz-Transformationen. \(\mathcal{H}\)1(ℝd) wirddann zu einem Banachraum. Der tiefliegende Dualitätssatz von Fefferman und Stein beschreibt denDualraum von \(\mathcal{H}\)1 als den John-Nirenberg-RaumBMO (BMO-Raum).
Zur Konstruktion weiterer Beispiele von Hp-Funktionen sei zunächst
Weitere innere Funktionen erhält man durch
Eine äußere Funktion F ∈ Hp, 0 < p ≤ ∞ ist eine Funktion der Gestalt
Ist B ein Blaschke-Produkt, S eine singuläre innere Funktion und F eine äußere Funktion in Hp, so ist f : = BSF ∈ Hp. Umgekehrt kann jede Funktion f ∈ Hp faktorisiert werden in der Form f = BSF. Dabei besitzt das Blaschke-Produkt B dieselben Nullstellen mit denselben Nullstellenordnungen wie f. Sind also a1, a2, … die Nullstellen von f ∈ Hp in \(\mathbb{E}\) \{0} (wobei jede Nullstelle so oft aufgeführt wird, wie ihre Ordnung angibt), so gilt
Hieraus lassen sich noch zwei Folgerungen ableiten.
- Ist \(f(z)=\sum_{n=0}^{\infty}{{a}_{n}}{{z}^{n}}\) und \(\sum_{n=0}^{\infty}\left| {{a}_{n}} \right|<\infty\), so ist ∂G rektifizierbar.
- Ist ∂G rektifizierbar und L die Länge von ∂G, so ist das Bild jedes Durchmessers von \(\mathbb{E}\) unter f rektifizierbar und hat eine Länge von höchstens \(\frac{L}{2}\).
Ist f eine schlichte Funktion in \(\mathbb{E}\), so ist f ∈ Hp für alle p< \(\frac{1}{2}\), und für den singulären Faktor von f gilt S(z) ≡ 1. Für die Koebe-Funktion
[1] Duren, P. L.: Theory of Hp Spaces. Academic Press London/Orlando, 1970.
[2] Garnett, J. B.: Bounded Analytic Functions. Academic Press London/Orlando, 1981.
[3] Rudin, W.: Real and Complex Analysis. McGraw-Hill New York, 3. Auflage 1987.
[4] Stein, E. M.: Harmonic Analysis. Princeton University Press Princeton, 1993.
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