Lexikon der Mathematik: Hilbertsches Irreduzibilitätstheorem
eine Aussage über die Irreduzibilität eines Polynoms.
Sei f (T1, T2, …, Tk, X1, …, Xn) ein irreduzibles Polynom über ℚ in den Variablen T1, …, Tk und X1, …, Xn. Das Hilbertsche Irreduzibilitätstheorem besagt, daß für unendlich viele (t1, …, tk) ∈ ℚk das durch „Spezialisierung“ erhaltene Polynom f (t1, t2, …, tk, X1, …, Xn) über ℚ irreduzibel ist.<?PageNum _414 Ein einfaches Beispiel ist gegeben durch das Polynom f (T, X) = X2 − T. Das Polynom f (t, X) ist irreduzibel über ℚ für alle t ∈ ℚ, die kein Quadrat einer Zahl aus ℚ sind.
Körper \({\mathbb{K}}\), für welche das Irreduzibilitätstheorem gilt, wenn man ℚ durch \({\mathbb{K}}\) ersetzt, heißen Hilbert-Körper.
Das Irreduzibilitätstheorem ist von Bedeutung in der inversen Galoistheorie. In diesem Fall betrachtet man \({\mathbb{K}}\space \text{=}\space {\mathbb{Q}}({T}_{\text{1}}\text{,}\ldots \text{,}{T}_{k})\), den rationalen Funktionenkörper über ℚ, und \(f({T}_{1},\ldots, {T}_{k},X)\in {\mathbb{K}}[X]\) ein irreduzibles Polynom mit Galoisgruppe G (über \({\mathbb{K}}\)). Aus dem Irreduzibilitätstheorem folgt, daß es unendlich viele (t1, …, tk) ∈ ℚk gibt derart, daß f (t1, …, tk, X) ∈ ℚ[X] irreduzibel mit zu G isomorpher Galoisgruppe (über ℚ) ist. In dieser Weise konnte Hilbert zeigen, daß die volle symmetrische Gruppe Sn und die alternierende Gruppe An als Galoisgruppe über ℚ realisiert werden können, da die allgemeine Gleichung n-ten Grads, d. h. die Gleichung, in der die Koordinaten als Variablen aufgefaßt werden, die Galoisgruppe Sn über dem Körper der rationalen Funktionen in den Koordinaten hat.
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