Lexikon der Mathematik: Hirzebruch, Friedrich Ernst Peter
deutscher Mathematiker, geb. 17.10.1927 Hamm/Westfalen, gest. 27.5.2012 Bonn.
Hirzebruch studierte von 1945 bis 1950 Mathematik, Physik und Mathematische Logik an der Universität Münster und an der ETH Zürich, u. a. bei H.Behnke (Münster) und H.Hopf (Zürich). Er wurde an der Universität Münster im Jahre 1950 promoviert und habilitierte sich fünf Jahre später ebendort. Dazwischen lagen Tätigkeiten als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Erlangen (1950–52), als Landesstipendiat an der Universität Münster (1954–55), und ein zweijähriger Forschungsaufenthalt am Institute for Advanced Study in Princeton (1952–54).
Nach der Habilitation arbeitete er zunächst als Assistant Professor an der Princeton University in New Jersey, bevor er 1956 einen Ruf auf eine ordentliche Professur für Mathematik an der Universität Bonn annahm. Diese hatte er – unterbrochen durch mehrere Forschungsaufenthalte – bis zu seiner Emeritierung 1993 inne.
Von entscheidendem Einfluß auf Hirzebruchs mathematische Entwicklung war sicherlich der zweijährige Aufenthalt in Princeton Mitte der fünfziger Jahre. Dort lernte er unter anderem Borel, Kodaira und Spencer kennen, die ihn mit bis dato in Deutschland unbekannten Methoden vertraut machten.
Es gelang ihm, den Satz von Riemann-Roch in beliebigen Dimensionen zu formulieren und zu beweisen, was ihm umgehend Weltruhm einbrachte, da dies zu jener Zeit ein von vielen berühmten Mathematikern attackiertes Problem war. Der heute so genannte Satz von Riemann-Roch-Hirzebruch ist von entscheidender Bedeutung in der algebraischen Geometrie, hat aber auch Einfluß auf Entwicklungen in der Topologie und der Theorie der partiellen Differentialgleichungen.
Weitere langjährige Forschungsgebiete Hirzebruchs waren die Singularitäten und die Hilbertschen Modulflächen.
Wissenschaftspolitisch war Hirzebruchs größte Leistung sicherlich die Gründung des Max-PlanckInstituts für Mathematik in Bonn im Jahre 1980, dessen Direktor er von Gründung an bis 1995 war, und das unter seiner Leitung Weltruf erlangte.
Er war weiterhin in den Jahren 1961, 1962, und 1990 Vorsitzender der DMV, und von 1990 bis 1994 Präsident der European Mathematical Society.
Hirzebruch ist Mitglied einer Vielzahl wissenschaftlicher Gesellschaften im In- und Ausland und Träger von insgesamt 9 Ehrendoktoraten. Er hat zahlreiche weitere Ehrungen und Preise erhalten, zuletzt die Einstein-Medaille der Albert-Einstein-Gesellschaft in Bern 1999.
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