Lexikon der Mathematik: Kapazität
logarithmische Kapazität, eine Maßzahl für eine beschränkte Borel-Menge der folgenden Art.
Die Kapazität einer beschränkten Borel-Menge E ⊂ ℂ ist definiert durch cap E ≔ e−
v(E) ≔ inf{I[μ] : μ ∈ ℳ (E)}.
Dabei ist \( {\mathcal M} (E)\)die Menge aller Wahrscheinlichkeitsmaße auf E und
Im folgenden Satz sind wichtige Eigenschaften der Kapazität zusammengestellt.
Die Funktion E ↦ cap E, die jeder beschränkten Borel-Menge E ⊂ ℂ ihre Kapazität zuordnet, hat folgende Eigenschaften:
- Füra ∈ ℂ gilt cap {a} = 0.
- sinda, b ∈ ℂ und f : ℂ → ℂ definiert durchf (z) = az + b, z ∈ ℂ, so gilt cap f (E) = |a| cap E.
- IstE1 ⊂ E2, so gilt cap E1 ≤ cap E2.
- Es gilt
\begin{eqnarray}\text{cap}E\ge \sqrt{\frac{{m}_{2}(E)}{\pi e},}\end{eqnarray} wobeim2(E) das zweidimensionale Lebesgue-Maß vonEbezeichnet. - (e) Es gilt
cap E = sup {cap K : K ⊂ E, Kkompakt}. - (f) Ist (Kn) eine Folge kompakter Mengen in ℂ mit cap Kn = 0 für alle n ∈ ℕ und ist \(k={\cup }_{n=1}^{\infty }{K}_{n}\)eine kompakte Menge, so gilt cap K = 0.
- (g) IstK ⊂ ℂ eine kompakte Menge und cap E = 0, so istKtotal unzusammenhängend, d. h. jede Zusammenhangskomponente von K besteht aus nur einem Punkt.
Ist K ⊂ [0, 1] das Cantorsche Diskontinuum, so ist K total unzusammenhängend und m1(K) = 0, wobei m1 das eindimensionale Lebesgue-Maß bezeichnet. Andererseits gilt cap K ≥ 3−4 > 0.
Für kompakte Mengen K ⊂ ℂ stimmt die Kapazität von K mit dem transfiniten Durchmesser von K überein. Hierdurch werden maßtheoretische mit geometrischen Eigenschaften von K miteinander verknüpft und eine Berechnungsmethode für cap K geliefert. Ist G ⊂ ℂ die unbeschränkte Zusammenhangskomponente von ℂ \ K, so ist ∂G eine kompakte Menge, und es gilt cap K = cap ∂G.
Einige Beispiele:
- Ist K eine abgeschlossene Kreisscheibe vom Radius R > 0, so gilt cap K = cap ∂K = R. Ist B ein abgeschlossener Kreisbogen auf ∂K der Länge ϑR, 0 ≤ ϑ ≤ 2π so gilt cap B = R sin (ϑ/4).
- Ist K eine abgeschlossene Strecke der Länge L, so gilt cap K = L/4.
- Ist K eine Ellipse mit Halbachsen a > 0 und b > 0, so gilt cap K = (a + b)/2.
- Ist p(z) = z
n + a1zn −1 + … + an, n∈ ℕ, R > 0 und K ={z ∈ ℂ : |p(z)| ≤ R}, so gilt cap \(k=\sqrt[n]{R.}\) - Es sei K eine kompakte, zusammenhängende Menge und G ⊂ \(\hat{{\mathbb{C}}}\backslash K\), die ∞ enthält. Weiter sei f die konforme Abbildung von {w ∈ ℂ : |w| > 1} ⋃ {∞} auf G mit f(∞) = ∞ und ϱ ≔f′(∞) > 0. Dann gilt cap K = ϱ.
- Es sei K eine kompakte Menge und f : K → ℂ eine Funktion derart, daß |f(w) – f(z)| ≤ |w − z| für alle w, z ∈ K. Dann gilt cap f(K) ≤ cap K.
- Es sei γ eine rektifizierbare Jordan-Kurve oder ein Jordan-Bogen. Weiter sei K eine kompakte Teilmenge von γ der Bogenlänge |K|. Dann gilt cap K ≥ |K|/4.
- Ist K eine kompakte, zusammenhängende Menge, so gilt cap \(K \ge \frac{1}{4}\) diam K.
Der Begriff der Kapazität spielt eine wichtige Rolle in der Potentialtheorie und in der Theorie der konformen Abbildungen. Zum Beispiel gilt folgender Satz.
Es sei f eine in 𝔼 = {z ∈ ℂ : |z| < 1} schlichte Funktion. Dann existiert eine kompakte Menge K ⊂ 𝕋 = ∂𝕋 mit cap K = 0 derart, daß für alle ζ ∈ 𝕋 \ K der radiale Grenzwert
Allgemeiner versteht man unter einer Kapazität auch eine Mengenfunktion mit folgenden speziellen Eigenschaften.
Es sei Ω eine Menge und \( {\mathcal M} \subseteq {\mathcal P}(\Omega )\)ein durchschnitt- und vereinigungstabiles Mengensystem in Ω mit ø ∈ ℳ. Eine Mengenfunktion μ : \({\mathcal P}(\Omega )\to \overline{{\mathbb{R}}}\) heißt ℳ-Kapazität, falls μ isoton und stetig von unten ist, und wenn für alle antitonen Folgen (Mn|n ∈ ℕ) ⊆ ℳ mit M ≔ ∩n∈ℕMn gilt:
A ⊆ Ω heißt (ℳ − μ)-kapazitibel, falls
Jede ℳ-Souslin-Menge ist (ℳ-μ)-kapazitibel.
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