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Lexikon der Mathematik: kosmischer Zensor

aus dem englischen „cosmic censor“ bzw. „cosmic censorship“ abgeleiteter Begriff aus der Kosmologie. Dahinter steht die noch umstrittene Frage nach der Existenz nackter Singularitäten im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie.

Zunächst die unumstrittenen Tatsachen: Beim Gravitationskollaps eines Sterns bildet sich möglicherweise ein Schwarzes Loch, in dessen Innern sich eine Krümmungssingularität befindet. Diese ist aber von einem Horizont umgeben, d. h. ein außerhalb des Schwarzen Lochs befindlicher Beobachter kann diese Singularität nicht sehen, da die Gravitationskraft so stark ist, daß selbst Licht nicht in der Lage ist, den Horizont von innen nach außen zu überqueren. Nun gab es die These, die, etwas spaßig formuliert lautet: Gott läßt es nicht zu, daß die Menschen die Singularität sehen können, und dies wurde in anderer Form als „kosmische Zensur“ bezeichnet: Singularitäten sind stets von einem undurchsichtigen Horizont umgeben, sind also niemals „nackt“.

Die dahinter stehende, bislang noch unbeantwortete mathematische Frage lautet: Unter welchen Annahmen an die Materie und an die globale Geometrie der Raum-Zeit läßt sich nachweisen, daß es keine nackte Singularität gibt?

Die bekannten Teilantworten sind einerseits Beispiele für nackte Singularitäten, wobei aber die Materie physikalisch unrealistische Eigenschaften hat, und andererseits Beweise für die Gültigkeit der kosmischen Zensur unter stark vereinfachenden Symmetrieannahmen. Es ist noch umstritten, wie es sich im allgemeinen Fall bei physikalisch realistischer Materie verhält.

  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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