Lexikon der Mathematik: Legendre-Funktionen
die durch die hypergeometrischen FunktionenF definierten Funktionen
und
Es handelt sich um sind zwei linear unabhängige Lösungen der Legendre-Differentialgleichung in komplexer Notation
Dabei heißt ν der Grad und µ die Ordnung der Legendre-Funktion, wobei sowohl für ν als auch für µ alle Zahlen aus ℂ zugelassen sind.
Mitunter findet man in der Literatur auch andere Konventionen bei der Wahl der Vorfaktoren. Die hier verwendete Notation ist der in [3] angeglichen.
\({P}_{v}^{-\mu }(z)\) und \({Q}_{v}^{\mu }(z)\) existieren für alle komplexen Werte für µ, ν und z, ausgenommen mögliche Pole bei z = ±1 und z = ∞. Als Funktionen von z sind sowohl \({P}_{v}^{-\mu }\) als auch \({Q}_{v}^{\mu }\) mehrdeutig, mit möglichen Verzweigungspunkten bei z = ±1 und z = ∞, wobei man ihre Hauptzweige durch Aufschneiden der komplexen Ebene entlang der reellen Achse von z = −∞ bis z = 1 durch die Hauptzweige der in den obigen Ausdrücken auftretenden Funktionen definiert.
Für festes z sind die Funktionen \({P}_{v}^{-\mu }(z)\) und \({Q}_{v}^{\mu }(z)\) ganze Funktionen in µ und ν, wiederum ausgenommen die o.g. Punkte. Insbesondere gehen die Funktionen \({P}_{v}^{-\mu }\) für ν = n ∈ ℕ und µ = 0 in die Legendre-PolynomePn über.
Da die Differentialgleichung bei den Substitutionen µ → −µ oder ν → −ν − 1 in sich selbst übergeht, zeigen die Lösungen auch entsprechende Symmetrierelationen:
Man erhält ebenfalls folgende zusätzliche Beziehungen zwischen \({P}_{v}^{-\mu }\) und \({Q}_{v}^{\mu }\):
Für die Diskussion von \({P}_{v}^{-\mu }\) und \({Q}_{v}^{\mu }\) als Lösungen einer Differentialgleichung zweiter Ordnung ist ihre Wronski-Determinante von Bedeutung. Man findet:
Man kann die Legendre-Funktionen auch durch Integrale in der komplexen Ebene darstellen. Hier zuerst Integraldarstellungen von \({P}_{v}^{-\mu }\text{für}z\rlap{/}{\in }{(-\infty, 1]}\):
Dabei ist längs eines einfachen geschlossenen Pfades zu integrieren, der von ∞ auf der positiven reellen Achse verläuft, die Punkte t = 1 und t = z impositiven Sinne umschließt, und dann zum Startpunkt zurückläuft, ohne das Intervall (−∞, −1] oder sich selbst zu schneiden.
Für \({Q}_{v}^{\mu }\) erhält man die folgende Integraldarstellung:
Hierbei beginnt der Integrationspfad in einem beliebigen Punkt a im Intervall (−1, +1), umläuft das Intervall (a, 1] einmal im positiven Sinne, kehrt zu a zurück, umläuft das Intervall [−1, a) einmal im negativen Sinne und kehrt abermals zu a zurück. Der Punkt z muß dabei außerhalb der so entstehenden „8“ liegen.
Die folgenden Rekursionsformeln verknüpfen Funktionen \({P}_{v}^{\mu }\) von unterschiedlichem Grad und unterschiedlicher Ordnung miteinander:
Mit Hilfe von Whipples Formel kann man dann entsprechende Relationen für die zweite Lösung \({Q}_{v}^{\mu }\) finden:
[1] Abramowitz, M.; Stegun, I.A.: Handbook of Mathematical Functions. Dover Publications, 1972.
[2] Erdélyi, A.: Higher Transcendential Functions, Vol. 2. McGraw-Hill, 1953.
[3] Olver, F.W.J.: Asymptotics and Special Functions. Academic Press, 1974.
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