Lexikon der Mathematik: Lie-Algebra einer Lie-Gruppe
jeder Lie-Gruppe eindeutig zugeordnete Lie-Algebra.
Es gilt auch die Umgekehrung: Zwei Lie-Gruppen sind genau dann derselben Lie-Algebra zugeordnet, wenn sie lokal isomorph sind, d. h. in einer Umgebung des neutralen Elements isomorph sind. Dabei wird dem Kommutator der Lie-Gruppe das Lie-Produkt der Lie-Algebra entsprechend zugeordnet. Folglich sind kommutative Lie-Gruppen genau diejenigen, in deren zugeordneter Lie-Algebra das Lie-Produkt identisch gleich Null ist.
Für die reellen Lie-Algebren niedriger Dimension n ergibt sich folgendes Bild:
n = 1: Es gibt nur eine Lie-Algebra, und das Lie-Produkt ist identisch Null. Dem entsprechen zwei Lie-Gruppen, die additiven Gruppe der reellen Zahlen (ℝ, +), und die Gruppe U(1), also (ℝ, + mod 2π). Letztere wird auch als SO(2), die Drehgruppe der Ebene, interpretiert.
n = 2: Außer der kommutativen Lie-Gruppe gibt es lokal nur eine weitere Lie-Gruppe. Sie besitzt folgende Eigenschaft: Eine linksinvariante Metrik erzeugt die Fläche konstanter negativer Krümmung, also die Lobatschewski-Geometrie.
n = 3: Diese Lie-Algebren sind nach Bianchi in die 9 Bianchi-Typen I bis IX klassifiziert, wobei die Typen VI und VII jeweils einparametrige Scharen von Lie-Algebren darstellen. Die Zuordnung zu der bekannteren Klassifikation nach den Matrizengruppen ist wie folgt: Typ I ist die kommutative Algebra, Typ II ist die Heisenberg-Gruppe, Typ III ist das Produkt der 1-dimensionalen und der nichttrivialen 2-dimensionalen Lie-Algebra, …, Typ VIII ist die Lorentz-Gruppe in zwei Raum-Dimensionen SO(2, 1), und Typ IX ist die räumliche Drehgruppe SO(3).
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.