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Lexikon der Mathematik: Maxwell-Gleichungen

Maxwellsche Gleichungen, Grundgleichungen der elektromagnetischen Wechselwirkung.

Die homogene Maxwell-Gleichung ergibt sich, wenn keine Ladungen berücksichtigt werden, die inhomogene Maxwell-Gleichung ist dagegen mit Einschluß der Ladungsverteilung ϱ zu schreiben. Im Spezialfall von zwei ruhenden Punktladungen ergibt sich als Kraftgesetz das Coulomb-Gesetz.

Die Maxwell-Gleichungen sind relativistisch invariant, d. h., bei Anwendung einer Lorentz-Trans- formation behalten sie ihre Gestalt bei. Deshalb ist mathematisch gesehen die 4-dimensionale Schreibweise die sachgemäße Form. Da jedoch praktisch meistens eine (3 + 1)-Zerlegung der Raum-Zeit vorgenommen wird, ist es auch sinnvoll und üblich, die 3-dimensionale Schreibweise der Maxwell-Gleichungen zu verwenden. Wir geben hier beide Formen an, dabei durchlaufen die Indizes i, j die Werte 0, 1, 2, 3, und die Koordinate x0 ist gleich der Zeit t. Die Koordinaten xα sind die drei Raum-Koordinaten; entsprechend nehmen die griechischen Indizes die Werte 1, 2, 3 an.

Vierdimensional: Die Minkowskische Raum-Zeit der Speziellen Relativitätstheorie wird mit der Minkowski-Metrikηij ausgestattet. Die elektromagnetische Wechselwirkung breitet sich in Form von Wellen aus, und die zu elektromagnetischen Wellen gehörigen Teilchen sind die Photonen, also die Bestandteile des Lichts. Das Photon hat den Spin 1, deshalb wird ihm mathematisch ein Vektor zugeordnet; dieser wird mit Ai bezeichnet und heißt Potential des elektromagnetischen Feldes. Die Komponenten des Feldstärketensors Fij werden dann durch die Gleichung \begin{eqnarray}{F}_{ij}={A}_{i,j}-{A}_{j,i}\end{eqnarray} definiert. Dabei bezeichnet „, j“ die partielle Ableitung nach der Koordinate xj. Wegen der Vertausch- barkeit der partiellen Ableitungen gilt: Addiert man zu Ai den Gradienten eines Skalars Φ, also AiAi + Φ,i, ändert sich der Tensor Fij nicht. Praktisch heißt das, daß man diesen Skalar Φ beliebig wählen kann. Dies ist gerade die Eigenschaft der Eichinvarianz in der Eichfeldtheorie. Der Lagrangian der zugehörigen Theorie wird dann mit dem Quadrat des Feldstärketensors, also mit FijFij, gebildet. Hier wird, wie stets bei solchen Ausdrücken mit doppelt vorkommenden Indizes, die Einsteinsche Summenkonvention angewendet. Die Vorzeichen- und Maßeinheitskonventionen sind in der Literatur nicht einheitlich, wir folgen hier [1]: Der Lagrangian ∧ ist definiert durch \begin{eqnarray}{\rm{\Lambda }}=-\frac{1}{16\pi }{F}_{ij}{F}^{ij}.\end{eqnarray}

Das Heben und Senken von Indizes geschieht mittels der Minkowski-Metrik, z. B. ist Ai = ηijAj. Durch Variation dieses Lagrangians nach dem Vektor Ai erhält man den Energie-Impuls-Tensor Tij aus \begin{eqnarray}\begin{array}{cc}{T}_{ij}=\frac{1}{4\pi }\left(\frac{1}{4}{\eta }_{ij}{F}_{kl}{F}^{kl}-{F}_{ik}{F}_{j}^{k}\right)\end{array}\end{eqnarray}

Die Energie-Impuls-Erhaltung ist durch die Materiegleichungen \({T}_{.j}^{ij}=0\) ausgedrückt, und die homogene Maxwellsche Gleichung hat die Form \begin{eqnarray}{F}_{ij,k}+{F}_{jk,i}+{F}_{ki,j}=0.\end{eqnarray}

Die Konforminvarianz des elektromagnetischen Feldes ist eng verknüpft mit der Spurfreiheit seines Energie-Impuls-Tensors, nämlich der aus (1) direkt folgenden Identität ηijTij = 0.

Die inhomogene Maxwell-Gleichung lautet \begin{eqnarray}{F}^{ik}{}_{,k}=-4\pi {j}^{i},\end{eqnarray} dabei ist ji = ϱdxi/dt die Stromdichte, ϱ die Ladungsverteilung und dxi/dt die Vierergeschwindigkeit. Aus der Divergenz dieser Gleichung erhält man direkt die Kontinuitätsgleichung \({j}_{,i}^{i}=0\).

Dreidimensional: Die drei Komponenten F0α des Feldstärketensors bilden den Vektor E der elektrischen Feldstärke, und die drei Komponenten F32, F13, F21 bilden den Vektor H der magnetischen Feldstärke. Dann lautet die erste Gruppe der Maxwellgleichungen \begin{eqnarray}\text{rot}{\bf{\text{E}}}=-{{\bf{\text{H}}}}_{,0},\quad \text{div}{\bf{\text{H}}}=0.\end{eqnarray}

Wenn wir noch die drei räumlichen Komponenten von ji mit j bezeichen, lautet die zweite Gruppe \begin{eqnarray}\text{rot}{\bf{\text{H}}}={{\bf{\text{E}}}}_{,0}+4\pi {\bf{\text{j}}},\quad \text{div}{\bf{\text{E}}}=4\pi \varrho.\end{eqnarray}

Die Größe E,0/(4π) heißt Verschiebungsstrom, was durch das Auftreten des Ausdrucks E,0 +4πj in obiger Gleichung motiviert ist. Die Kontinuitätsgleichung lautet hier \begin{eqnarray}\text{div}{\bf{j}}+\varrho, 0=0.\end{eqnarray}

  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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